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Mehr als eine Dekade wird Christoph Meyns als Landesbischof die evangelische Landeskirche in Braunschweig mitgeprägt haben, wenn er im kommenden Jahr in den Ruhestand tritt. Er will die Möglichkeit nutzen, mit 63 aus dem aktiven Dienst zu scheiden.

Braunschweig/Wolfenbüttel (epd). Den Zukunftsprozess in seiner Landeskirche will er noch in die Phase der Umsetzung begleiten, dann will Christoph Meyns den Platz an der Kirchenspitze frei machen. Der Braunschweiger Landesbischof hat sich entschieden, Ende Juli kommenden Jahres in den Ruhestand zu gehen - mit 63 Jahren. Gut elf Jahre lang wird der gebürtige Schleswig-Holsteiner dann als Bischof in der evangelischen Landeskirche gewirkt haben.

«Ich bin dankbar für die zurückliegenden Jahre, in denen ich den Wandel der kirchlichen Arbeit in der Landeskirche Braunschweig mitprägen konnte», sagte Meyns am Donnerstag in Wolfenbüttel. «Das große Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen hat mich immer wieder beeindruckt.» Zu den Gründen für seinen Entschluss äußerte er sich nicht. Der Bischof mache von der nach dem Pfarrdienstrecht gesetzlich regulären Möglichkeit Gebrauch, mit Vollendung des 63. Lebensjahres aus dem aktiven Dienst zu scheiden, erläuterte Kirchensprecher Michael Strauß.

Humorvoll, uneitel, pragmatisch - so beschreiben Weggefährten Christoph Meyns. Der promovierte Theologe selbst bezeichnet sich augenzwinkernd als «Schleswiger Kaltblut» - das norddeutsche Arbeitspferd gilt als ausgeglichen, ausdauernd und intelligent. Geduld und Weitsicht kommen Meyns bei der Frage zugute, die ihn wie kaum eine andere umtreibt: Wie gelingt es, die Kirche angesichts von demografischem Wandel, rückläufiger Mitgliederzahlen, sinkenden Einnahmen und weniger Pfarrerinnen und Pfarrern zukunftssicher aufzustellen?

2019 hat die Landeskirche dazu den von ihm initiierten Reformprozess gestartet. Ziel ist es, Antworten zu finden, gemeinsam mit den Menschen in den Gemeinden. Im Juni hat die Landeskirche beschlossen, den Zukunftsprozess im kommenden Jahr in eine neue Phase zu bringen. «Wir brauchen den Blick auf das Gesamtbild», hatte Meyns vor der Synode betont. Impulse für den Wandel zu geben, ist sein Ziel. Er wolle die Menschen in den Gemeinden motivieren, die Veränderungen anzunehmen. «Schaut mal in Eure Schatztruhe, nehmt Euer Erbe mit und gestaltet aktiv den Transformationsprozess», so hat er es einmal formuliert.

Als der gebürtige Bad Segeberger aus dem schleswig-holsteinischen Husum ins Braunschweiger Land kam, fehlte ihm die salzige Luft der Nordsee. «Am liebsten hätte ich mir davon eine Prise mitgebracht», sagte der Theologe damals scherzhaft. Seine Dosis Seeluft holt er sich noch immer gern bei Ausflügen in die alte Heimat. Doch auch das Braunschweiger Land hat er zu schätzen gelernt.

 Als Prediger war er viel unterwegs. An diese Begegnungen erinnert er sich gern. Er sei sich manchmal wie eine Hummel vorgekommen, die von Blüte zu Blüte fliege, so beschrieb er es anlässlich seines 60. Geburtstages. Zahlreiche Wandertouren hat er mit seiner Ehefrau im Harz absolviert. Sein Wanderpass ist mit Stempeln gut gefüllt.

Die Spar- und Veränderungszwänge in der Kirche erkannte Meyns früh. Schon in Schleswig-Holstein ließ er sich zum Gemeindeberater und Organisationsentwickler ausbilden. Seine Doktorarbeit beschäftigte sich mit «Management als Mittel der Kirchenreform». Das Fazit des Theologen: Betriebswirtschaft und Kirche passen nur bedingt zusammen, das religiöse Bedürfnis der Menschen sei nicht rein ökonomisch zu erfassen.

Auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) engagierte sich Meyns unter anderem als Mitglied im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt. Nach der Veröffentlichung der ForuM-Studie zum Missbrauch in der Kirche wird das Thema auch seine Landeskirche weiter beschäftigen. Die Auseinandersetzung damit sei ein Marathon, kein Sprint, so hat es Meyns selbst beschrieben.

Seit 2016 ist Meyns EKD-Beauftragter für den Kontakt zu den Kommunitäten. Er selbst pflege das stille Gebet und nehme sich morgens bis zu 30 Minuten Zeit für Meditation, hat er einmal berichtet. «Wenn wir etwas vom lieben Gott hören oder auch zu anderen Menschen Beziehungen aufbauen wollen, dann brauchen wir auch solche Unterbrechungen.»

 Auch die Musik gibt dem verheirateten Vater zweier erwachsener Kinder Halt und spirituelle Kraft. Meyns ist nicht nur Pfarrer, sondern auch Kirchenmusiker. Er liebt Gospel und Jazz. Und er beherrscht selbst zahlreiche Instrumente: vom Klavier über die Gitarre bis zur Posaune - sogar den Kontrabass.