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Die Barmer Theologische Erklärung war das theologische Fundament der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus. Sie ist bis heute ein Grundpfeiler unseres Selbstverständnisses.

Im Gottesdienst am Pfingstmontag wird Bischof Jan Janssen in der Lambertikirche die Erklärung bedenken.

 

Predigt zum Pfingstmontag

 

Hintergrund

(epd). Das am 31. Mai 1934 verabschiedete Dokument gilt als wegweisend für die Entwicklung der evangelischen Kirche in Deutschland nach 1945. Historiker werten die Thesen als Gründungsurkunde und moralische Legitimation für den Neuaufbau des deutschen Protestantismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit den Barmer Thesen grenzte sich die Bekennende Kirche von den Deutschen Christen ab, die das nationalsozialistische Führerprinzip auch in der Kirche einführen wollten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte zum Gedenkjahr, dass die Barmer Theologische Erklärung auch für die Politik ein wichtiger Wegweiser zur klaren Unterscheidung zwischen dem Auftrag der Kirche und den Aufgaben des Staates bleibe. Eine der Kernbotschaften der Erklärung sei, dass ein demokratischer Staat keine Gesellschaftsbereiche für seine Zwecke vereinnahmen dürfe.

Die Nationalsozialisten stießen nach der Machtübernahme auch in breiten Kreisen der evangelischen Kirche auf Zustimmung. Mit Hitlers Unterstützung gewann die Vereinigung der "Deutschen Christen" im Sommer 1933 die Mehrheit in den meisten Kirchengremien. Zu ihren Forderungen gehörten die Verkündigung einer "heldischen Jesus-Gestalt als Grundlage eines artgemäßen Christentums", die Abschaffung des Alten Testaments der Bibel, den Ausschluss von "Nichtariern" aus der Kirche, den "Schutz des Volkes vor den Untüchtigen und Minderwertigen" und ein Treueeid der Pfarrer auf Adolf Hitler.

Gegen diese Entchristlichung bildeten sich bis Ende 1933 in allen Landeskirchen "Bekenntnisgemeinden" und regionale "Bekenntnissynoden". Zur ersten reichsweiten "Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche" trafen sich in Wuppertal-Barmen 139 Synodale aus 18 Landeskirchen. Nach hartem Ringen verabschiedeten sie einstimmig die Barmer Theologische Erklärung.

Die sechs prägnant formulierten Thesen wurden im Wesentlichen von dem in Bonn lehrenden, reformierten Schweizer Theologieprofessor Karl Barth (1886-1968) verfasst, Mitautoren waren die Lutheraner Hans Asmussen aus Hamburg und Thomas Breit aus München. Die erste These hält in Abwehr der NS-Ideologie fest: "Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben."

Gegen die "Deutschen Christen" heißt es in These drei: "Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen." Und der NS-Staat wird in These fünf in Grenzen gewiesen: "Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen."

In einer Erklärung zur Rechtslage zog die Bekenntnissynode in Barmen die Schlussfolgerung, dass das nazifreundliche Reichskirchenregiment die Grundlage des Evangeliums verlassen und dadurch seinen Anspruch verwirkt habe. Die rechtmäßige Deutsche Evangelische Kirche stelle die Bekennende Kirche dar. Damit war die Spaltung vollzogen. Die Formierung der Bekennenden Kirche in Wuppertal-Barmen gilt zugleich als ihr Höhepunkt. Ab 1935 trieb die Bekennende Kirche in eher kooperationsbereite und radikal oppositionelle Flügel auseinander.

Kritiker machen in der Rückschau auf Grenzen der Barmer Theologischen Erklärung aufmerksam: Versagt hätten die Autoren darin, dass sie die schon 1934 einsetzende Diskriminierung der Juden in Deutschland nicht erwähnten, moniert etwa der rheinische Präses Nikolaus Schneider. "Aus heutiger Sicht wäre sehr zu wünschen, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem einen Wort Gottes sich damit verbunden hätte, dass dieser Jesus Jude war", stimmt der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, zu.

Bedeutung gewann die evangelische Bekenntnissynode von Wuppertal-Barmen über ihre unmittelbare Zeit hinaus, weil sie nach Einschätzung von Kirchenhistorikern einen Prozess der Selbstkritik und der Neubesinnung im deutschen Protestantismus einleitete. Nach 1945 bekräftigten die Landeskirchen und Kirchenbünde in beiden deutschen Staaten die Entscheidungen. Das Glaubenszeugnis von Barmen trug zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 und zur Bildung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa 1973 bei.

 

Weitere Informationen unter http://www.barmen75.de/

 

Mahnende Erinnerung
Skulptur der Bildhauerin Ulle Hees