Einige setzen sich sofort hinein, andere nutzen erst einmal die Gucklöcher, um einen Blick ins Innere zu werfen. „Es ist interessant zu sehen, wie die Teamerinnen und Teamer mit den Schränken in Kontakt treten“, sagt Sandra Bohlken. Zwei der zu Nach-Denk-Räumen umgestalteten Möbelstücke hat sie an diesem Wochenende mitgebracht. Weitere Ideen sollen die Teilnehmenden ihres Workshops selbst entwickeln.
„Hinter jedem Schrank steckt eine Frage“, erklärt die Kreisjugenddiakonin aus der Wesermarsch das Konzept von „schrank und frei“. Verändern wir die Welt oder verändert die Welt uns? Wie bekomme ich mehr Himmelblau ins Alltagsgrau? Mit ihrem Projekt will Sandra Bohlken bewusst stutzig machen, überraschen, zum Nachdenken anregen. Für sie ist das Schulungswochenende im Blockhaus Ahlhorn auch ein Testlauf, bevor sie mit gut sieben Schränken die Reise nach Wittenberg antreten wird.
Es ist ein Mammutprojekt, vor dem die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg im Reformationsjahr steht. Über 800 Konfirmanden und Teamer aus allen sechs Kirchenkreisen wollen sich im Sommer auf den Weg in die Lutherstadt machen – aufgeteilt auf drei Termine. Die Vorbereitungen für die KonfiCamps in Wittenberg laufen bereits seit gut zwei Jahren.
„Das gab es so noch nie“, unterstreicht Pfarrer Matthias Hempel. Der Beauftragte für Konfirmandenzeit der oldenburgischen Kirche hat das dreitägige Schulungswochenende für Teamerinnen und Teamer im Blockhaus mitorganisiert. Die Schulung soll den rund 150 Teilnehmenden helfen, ihren Platz in der Gruppe zu finden, macht er deutlich. Soll sie auf ihre bevorstehenden Aufgaben in den Camps einstimmen.
Mit gerade einmal 14 Jahren gehört Stella Wolke hier zu den Jüngeren. „Nach meiner eigenen Konfirmandenzeit wollte ich der Gemeinde etwas zurückgeben“, erklärt die Wildeshausenerin, warum sie sich als Teamerin engagiert. Auf der Fahrt nach Wittenberg möchte sie ihre eigenen organisatorischen Fähigkeiten verbessern, noch verantwortungsbewusster werden. Zugleich hofft sie, die von ihr betreuten Jugendlichen dabei unterstützen zu können, in neuer Umgebung sich selber zu finden – auch in Bezug zu Gott.
Wie Stella Wolke ist Christoper Hoyer an diesem Wochenende aus Wildeshausen nach Großenkneten gekommen. „Die Pastoren in meiner Gemeinde waren einer der Hauptgründe, warum ich als Teamer arbeiten wollte“, erinnert sich der 16-Jährige. Er habe sich von ihnen gleich aufgenommen gefühlt, sei direkt „voll dabei“ gewesen. Für ihn steht inzwischen fest: Er will später selbst einmal Pastor werden. Von seinem Besuch in Wittenberg erhofft sich der Wildeshausener neue Begegnungen, aber auch eine Begegnung mit der Reformation und mit Luther selbst. Wo stehen Protestanten heute in der Kirche, im Glauben? Diese Fragen nimmt er mit in das KonfiCamp.
Erste Camp-Erfahrungen als Teamerin hat Sina Bramlage bereits hinter sich. Im vergangenen Jahr begleitete die Visbekerin das KonfiCamp Dammer Berge. „Ich bin häufig gemeindeübergreifend unterwegs“, berichtet sie von ihrem Engagement im Kirchenkreis Oldenburger Münsterland. Für Wittenberg hat sie sich einer Gruppe aus Löningen angeschlossen. Offen aufeinander zugehen, sich kennenlernen, das ist der 17-Jährigen wichtig – auch während der drei Tage im Blockhaus.
„Ich finde es spannend, dass hier so viele verschiedene Menschen aufeinandertreffen“, sagt die Visbekerin. Viel Lob gibt es von ihr für die Organisatoren des Wochenendes: „Das ist schon klasse, was sie hier auf die Beine gestellt haben.“
Sie selbst nimmt an diesem Samstagnachmittag an dem Workshop von Sandra Bohlken teil. Andere entwerfen eigene Würfelspiele, üben Tänze oder arbeiten an der mobilen Werkstatt der Evangelischen Jugend Wesermarsch, kurz „Möwe“, mit Speckstein. Gefördert durch das Projekt „Generation hoch drei“ des Landesjugendringes, kann die Möwe laut Kreisjugenddiakon Hauke Bruns von allen Gemeinden der oldenburgischen Kirche angefragt werden. In Wittenberg soll das ehemalige Feuerwehrfahrzeug Anlaufstelle sein und handwerkliche Workshops ermöglichen.
„Uns ist es einfach wichtig, dass die Konfirmanden in Wittenberg viele gute Erfahrungen machen“, sagt Pfarrer Matthias Hempel. Vielleicht, so sein großer Wunsch, bekämen sie dann ja auch selbst Lust, eines Tages als Teamerinnen und Teamer junge Leute zu betreuen.
Ein Beitrag von Melanie Thiel de Gafenco.