Mit mehr als 1.500 Sängerinnen und Sänger aus ganz Niedersachsen hat der Evangelische Chorverband Niedersachsen-Bremen (ECNB) Ende September sein 125-jähriges Bestehen in Osnabrück mit einem Chorfest begangen. Das Fest stand anlässlich der Erinnerungsfeiern an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren unter dem Motto Verleih uns Frieden.
Am Freitag, 26. September, begann das Chorfest zum 125-jährigen Bestehen des Chorverbandes. Passend zur Friedensstadt Osnabrück als Veranstaltungsort und den diesjährigen Erinnerungen an die beiden Weltkriege, aber auch ganz aktuell zur weltpolitischen Lage, enthielt das Chorheft viele Werke zum Thema Frieden. Unter anderem das Stück Da pacem, mit dem Kantor Matthias Trommer aus Potsdam aus 24 Einsendungen den 1. Preis des Kompositionswettbewerbes gewonnen hatte.
Beim Empfang im historischen Friedenssaal im Rathaus der Stadt Osnabrück überreichte Chorverbandsobmann Pfr. i.R. Klatt dem Komponisten eine Urkunde. Anschließend wurde in die St. Marienkirche eingeladen. Die 60 Sängerinnen der Marienkantorei unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Carsten Zündorf und die rund 50 Sängerinnen des Bach-Chores unter Leitung von Kreiskantor Arne Hatje bestritten abwechselnd und auch zusammen singend in beeindruckender Weise das Eröffnungskonzert. Es erklangen überwiegend Chorwerke des 20. Jahrhunderts. Der zweite Teil des Konzerts nahm Bezug auf die Bombardierung der Stadt am 13. September 1944.
Am Samstagvormittag, 27. September, trafen sich Chöre aus ganz Niedersachsen und Bremen in der St. Katharinenkirche und in der St. Marienkirche zur ersten gemeinsamen Probe für den abendlichen Festgottesdienst.
Um 14 Uhr und 15 Uhr konnten die Teilnehmenden unter verschiedenen Konzertangeboten auswählen: Knapp 40 Mädchen und Jungen des Kinderchores und der Jugendkantorei an der Marienkirche bestachen mit einem mehrstimmigen bunten Programm. Im Dom eroberte das Niedersächsische Vokalensemble die große Zuhörerschar im Sturm. Ein erstaunlich junges Publikum fand sich in St. Katharinen ein, um sich vom Frauenchor Cant'Ella u.a. mit der Geschichte der kleinen Meerjungfrau von Andersen akustisch fesseln zu lassen.
In der Bergkirche begeisterte zweimal der Wildeshauser Gospelchor unter Leitung von Ralf Grössler. Weiter zur Auswahl standen ein Komponistenportrait zur Uraufführung, ein Konzert für Gesang und Klavier mit Paul-Gerhardt-Liedern in der Vertonung von Pepping sowie ein Orgelkonzert. Nach Kaffee und Kuchen waren die angereisten Choristen wieder gefragt: Generalprobe mit letzten Anweisungen. Ab 18 Uhr wurden in St. Katharinen und St. Marien die Abschlussgottesdienste mit festlicher Chormusik gefeiert.
Während der Hannoveraner Landesbischof Ralf Meister in St. Marien predigte, hielt der Oldenburger Bischof Jan Janssen den Gottesdienst in St. Katharinen. Bischof Janssen hob die Abrüstung im Kirchenchor hervor und berief sich dabei auf den gerade vor der Predigt erklungenen Doppelchor von Johann Eccard, dessen Text aus dem 17. Jahrhundert. von Landeskantor Mathias Gauer mit einem friedvolleren Text versehen wurde.
Bischof Janssen schlug den Bogen zur anschließend erklingenden sphärischen Musik von Lux aurumque. Zum Schluss der Gottesdienste erfuhr das Stück Da pacem für 4 Chöre und Orgel vom Potsdamer Komponist und Kantor Matthias Trommer gleich zweimal parallel seine Uraufführung. Dass ein Werk zeitgleich eine Doppeluraufführung erlebt, ist bestimmt etwas sehr ungewöhnliches, so Singwart Gebhard von Hirschhausen, der sich sehr geehrt fühlte, dass ausgerechnet er gerade bei diesem Stück als Hauptdirigent zum Einsatz kam und das Werk in Anwesenheit des Komponisten, des Oldenburger Bischofs und Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser leiten durfte. Erfüllt von Musik und Predigt, erleichtert, sogar die anspruchsvolleren Chorwerke doch noch gemeistert zu haben, fuhren die Chöre gegen 19.30 Uhr wieder in ihre Heimat zurück.