Dass Gott zumindest an diesem Sonntag in Ihausen wohnt, hatten die Gläubigen der Auferstehungs-Gemeinde an dem festlichen und sonnig-warmen Spätsommertag längst vermutet. Und als der Oldenburger Bischof Jan Janssen dann mit einem Wortspiel Ihausen augenzwinkernd mit Gotteshausen übersetzte, zauberte er ein Lächeln auf die Gesichter der zahlreichen Gläubigen.
Pfarrerin Uta Brahms konnte sich zum 100-jährigen Bestehen des Posaunenchors Ihausen über eine voll besetzte Auferstehungskirche freuen. Ehrengäste des Festgottesdienstes waren Bischof Jan Janssen, Westerstedes Bürgermeister Klaus Groß und Landesposaunenwart Christian Strohmann. Im Mittelpunkt standen als Jubilare natürlich die fünf noch aktiven Mitglieder des Posaunenchors, die während des Gottesdienstes vom Posaunenchor aus Apen musikalisch unterstützt wurden.
Wo Gott wohnt, das wurde bereits im Alten Testament beschrieben, so Bischof Janssen. Als zentrales Thema der Predigt erfuhren die Gläubigen in Ihausen von Jakob, der sich auf dem Weg von Beerscheba nach Haran befand und im Traum die Pforte des Himmels sah (1. Mose, 28,10-19a). Er nannte den Ort Beth-El, was übersetzt Gottes Haus bedeutet.
Bischof Jan Janssen nahm die alttestamentarischen Worte auf und spannte einen zugleich tiefgründigen wie bilderreichen Bogen in die aktuelle Zeit und zum Jubiläum des Posaunenchors. Der Ort Beth-El würde in der heutige Sprache Gotteshausen bedeuten, aber auch I-Hausen, ließ das Kirchenoberhaupt die Gläubigen wissen. Schließlich sei in vielen hebräischen Wortbildungen der Buchstabe I gleichbedeutend mit JAHWE, dem unaussprechlichen Namen Gottes.
Die Zuhörenden erkannten Janssens wohlwollendes Wortspiel und nahmen es dankbar an. So wie Jakob nach seinem Aufbruch aus der sicheren Heimat einen Platz zum Ruhen und Träumen suchte, so suchten auch heute noch Menschen in und um Ihausen einen solchen Platz und auch einen Klang, in dem Gottes Wort vernehmbar sei. Bei einem Rückblick auf die Geschichte Ihausens verglich der Oldenburger Bischof den Aufbruch Jakobs mit dem Weg der ersten Moorkolonisten. Was muss das für ein Aufbruch gewesen sein, als die Moorkolonisten sich hier Anfang des 20. Jahrhunderts nicht scherten um oldenburgische und ostfriesische Grenzen, sondern tatkräftig das Land bewohnbar machten und schon bald auch ihre Kirche bauten.
Damit würdige Janssen die enorme Pionierleistung der ersten Siedlergeneration. Immerhin wurde das Dorf 1908 gegründet, nur vier Jahre später der Posaunenchor aus der Taufe gehoben und schon 1932 die Kirche gebaut. Überall sei von der Treue der Menschen in Ihausen zu lesen, davon zeugten an diesem Sonntag auch die vollen Kirchenbänke, lobte Janssen die Gemeinde.
Eine weitere Parallele zu Jakob und seiner Reise sah der Bischof bei der Gründung des Posauenchors vor 100 Jahren. Der Werdegang der Gruppe begann mit einem sehr einsamen Posauenklang. Vor Kolonat 106 habe das Schiff von Jann Ehmen auf dem Kanal gelegen, als dieser allein mit seinem Flügelhorn einen Choral blies. Wie Jakob sei es damals ein einzelner Mensch gewesen, der sich ein Herz nahm und ein Zeichen zum Lobe Gottes setzte. Es sei dann mehr und mehr geworden, durch das Mitmachen vieler und die Pflege der Gemeinschaft. Jahresfeste wie kleine Kirchentage dass auch die vom Klang der Posaunen und Trompeten, Hörner und Tuben geprägt seien, habe er als Bischof selbst erleben dürfen. Und es müsse gar nicht groß und viel sein.
Wichtig sei im Großen wie im Kleinen die gemeinsame Musik, die Grenzen im sozialen Leben und Gräben zwischen den Generationen überwinden helfe. Dass es für diese Musik viel zu tun gibt, bringt mich heute dazu, Ihnen ein sehr herzliches Dankeschön für Ihr gemeinsames Tun auszusprechen, betonte Bischof Jan Janssen in seiner Predigt mit Blick auf die Kirchenmusiker.
Dass auch in Ihausen die Pforte des Himmels offen zu sehen sei, daran hatte der Bischof keinen Zweifel, und spielte damit auf die von Torf und Moor geprägte Umgebung des Ortes an. Ich bin gewiss: Hier, vor dem weiten Horizont Norddeutschlands, ist die Pforte des Himmels offen zu sehen. Vielleicht sogar gerade in unserem flachen Land, wo Himmel und Erde sich so sichtbar berühren!
Zum Ende des Gottesdienstes überbrachte Westerstedes Bürgermeister Klaus Groß die Glückwünsche der politischen Gemeinde. Die muntere Bläsergemeinschaft aus Ihausen sei überall präsent und aus dem kirchlichen und gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die Bläser leisteten einen erheblichen Beitrag zur gelebten Dorfgemeinschaft, lobte der Kommunalpolitiker. So sei es auch ihnen zu verdanken, dass Ihausen beim Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft gut abgeschnitten habe. Als zweitältester Posaunenchor im Oldenburger Land habe sich der Chor auch in turbulenten Zeiten gut behauptet. Deshalb sei, so Bürgermeister Groß, das 100-jährige Jubiläum auch ein Art Erntedankfest, bei dem die Früchte jahrzehntelanger Arbeit nun genossen werden könnten.
Den anschließenden Empfang im Gemeindehaus nutzte Landesposaunenwart Christian Strohmann, um Mitglieder des Chors für ihre langjährige Zugehörigkeit zu würdigen. Geehrt wurden Franz Weerts (62 Jahre), Herman von Lienen (55 Jahre), Richard Weerts (53 Jahre) und der Leiter des Chors, Herbert Mansholt, für seine 48-jährige Zugehörigkeit. Neben zahlreichen Gratulationen von örtlichen Vereinen waren auch einige Anekdoten aus dem Vereinsleben des Posaunenchors zu hören.
Beim alljährlichen Kurrende-Blasen zu Ostern hätten die Musiker oft fürchterlich gefroren, aber tapfer bei kalten Füßen und mit klammen Fingern ihre Melodien weiter gespielt. Dass bei Frost und Schnee dann und wann auch mal Hochprozentiges zum Einsatz kam, berichtete der pensionierte Pastor Wilfried Schroer der amüsierten Gemeinde. Aber doch sicher nur für die Ventile, ergänzte Bischof Janssen mit einem wissenden Lachen und wies damit den Weg zu einem heiteren Grillfest mit anschließendem Posaunen-Konzert.
Ein Beitrag von Bernd Götting.
Hier finden Sie den Wortlaut der <media 13086>Predigt von Bischof Jan Janssen</media> [PDF].