Mit einem festlichen Gottesdienst in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche ist am Donnerstagnachmittag, 18. November, Frank Lütjelüschen offiziell von Bischof Thomas Adomeit in das Amt des juristischen Oberkirchenrates der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg eingeführt worden. Mitten in schweren Zeiten mit zunehmenden Sorgen um die Gesundheit aufgrund steigender Corona-Zahlen sei es ein „Tag der Freude“, einen neuen Oberkirchenrat für die oldenburgische Kirche einführen zu können, sagte Adomeit in seiner Einführungsrede. Mit Frank Lütjelüschen habe die Kirche „Glück gehabt“. Es habe sich mit ihm ein Kandidat mit Zweitem juristischen Examen und der Befähigung zum Richteramt beworben, der auch Erfahrung aus dem Finanzbereich mitbringe. Zudem sei er Oldenburger und kenne Land und Leute, Kultur und Mentalität.
Darüber hinaus sei Frank Lütjelüschen ein Fachmann für Insolvenzrecht und Sanierung. „Wir nehmen dabei mehr den Sanierungsteil in Anspruch“, ergänzte Adomeit, denn „bei der Sanierung von Unternehmen muss man die Mitarbeitenden mitnehmen – verhandeln, überzeugen, glaubwürdig sein. Als Kirche brauchen wir Menschen, die ihre Werte authentisch einbringen – nur dann sind sie, nur dann ist die Kirche glaubwürdig. Das ist unser größtes Kapital auf dem Weg in die Zukunft.“ Das Geld werde weniger, die Ressourcen knapper und die Herausforderungen eher größer: „Kommunikation, Digitalisierung, Mobilität, Glaubensdiversität.“
Als Mitarbeitende im Garten Gottes gehöre es zum Leitbild aller Christinnen und Christen, dafür zu sorgen, dass dieser Garten Frucht bringe, sagte Bischof Adomeit in seiner anschließenden Predigt. Das könne heißen, „vielleicht auch da noch für andere eintreten, wo es aussichtslos erscheint, vielleicht auch dort zu werben, wo uns niemand zuhören will. Vielleicht auch dort zu düngen, wo unser Kleinglaube keine Chance auf Wachstum sieht.“ Konkret heiße es „dranzubleiben“ an den Fragen von Klimaschutz, an den Fragen von Frieden und Gerechtigkeit und an den Menschen, deren Not wir manchmal zu sehr ausblenden. „Jesu Geschwister sind auch unsere Geschwister.“ Darüber hinaus dürfe die Hoffnung nicht aufgeben werden, „dass da etwas wachsen kann. Dass es Hoffnung gibt in tiefster Dunkelheit.“ „Ein solches angstfreies, hoffnungsvolles Tun wünsche ich mir in unserer Kirche, in unseren Gemeinden“, betonte Adomeit. Und einen solchen Umgang wünsche er sich von allen in ihrem persönlichen Bereich und auch für die Gesellschaft in dieser Zeit, die so anders sei, „als wir uns das jemals vorgestellt haben.“
In den vergangenen 18 Tagen an der Spitze des Dezernats Recht und Betriebswirtschaft im Oberkirchenrat, habe Frank Lütjelüschen in kurzer Zeit einen ersten Einblick in seinen interessanten und vielseitigen Arbeitsplatz erhalten, sagte die Präsidentin der oldenburgischen Synode, Sabine Blütchen, in ihrem Grußwort. „Gerade in Zeiten rückläufiger Einnahmen einen Finanzfachmann zu haben, der mit frischem Blick von außen manches von dem, was schon immer so gemacht wurde, in Frage stellt und neue Impulse setzt, wird unserer Kirche gut tun.“ In den kommenden zwei Tagen werde er bei der digitalen Synode erleben, welche tatsächlichen Herausforderungen künftig auch im Bereich Recht auf ihn warte. Neben juristischen Fragestellungen, Personalverantwortung und vielen Sitzungen werde er zudem immer wieder mal Andachten und biblische Besinnungen halten müssen, sagte Blütchen. Dieses könne Juristen ins Schwitzen bringen, berichtete die Synodenpräsidentin aus eigener Erfahrung. Darum überreichte sie als thematische Anregungen Frank Lütjelüschen ein Buch mit dem Titel: „111 Bibeltexte, die man kennen sollte.“
Zur Person von Frank Lütjelüschen
Frank Lütjelüschen (52) stammt gebürtig aus Oldenburg. Seit dem 1. November dieses Jahres ist er juristisches Mitglied im Oberkirchenrat der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Er war im Mai 2021 im Rahmen der 3. Tagung der 49. Synode der oldenburgischen Kirche gewählt worden.
Zuvor war Lütjelüschen seit 2009 bei der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) schwerpunktmäßig für die Sanierung großer Kreditengagements zuständig, seit 2016 als stellvertretender Leiter der Gruppe Forderungsmanagement. Von 2009 bis 2016 war er bei der LzO im Bereich Recht und Sonderkredite mit Schwerpunkt Restrukturierung tätig. In den Jahren 2017 bis 2018 war er nebenberuflich Lehrbeauftragter für das Fach Bankrecht an der Jade Hochschule.
Bis 2009 war Frank Lütjelüschen als Prokurist in mehreren Führungspositionen bei der Sparkasse Bremen tätig. Dort fing er 1999 als Volljurist in der Rechtsabteilung an. 1991 arbeitete er als Sozialversicherungsfachangestellter bei der AOK Oldenburg.
Frank Lütjelüschen hat von 1991 bis 1996 Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück mit Abschluss Erste Juristische Staatsprüfung studiert und seine Ausbildung nach einem Rechtsreferendariat von 1996 bis 1998 am Oberlandesgericht Oldenburg mit der Zweiten Juristischen Staatsprüfung abgeschlossen. Als Teil seines Rechtsreferendariats arbeitete er in einer Rechtsanwaltskanzlei in Virginia (USA). Nach dem Abitur hat er von 1987 bis 1990 eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten bei der AOK Oldenburg absolviert.
Lütjelüschen ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.