Kulturzentrum befürchtet größeren Zusammenhang
Als Imam Aissa Hajlaoui einen Tag vor Heiligabend einen unbeschrifteten Umschlag in seinem Briefkasten fand, ging er zunächst von Weihnachtsgrüßen der Nachbarn aus. Doch der Brief enthielt eine Morddrohung. Inzwischen ermittelt die Polizei.
Wolfsburg (epd). Der Imam des Islamischen Kulturzentrums in Wolfsburg hat eine anonyme Morddrohung erhalten. Aissa Hajlaoui habe einen Tag vor Heiligabend einen unfrankierten und unbeschrifteten Umschlag an seine Privatadresse erhalten, sagte der zweite Vorsitzende des Zentrums, Mourtadha Djemai, am Montag dem epd. In dem Brief sei unter anderem eine Abbildung von einem Sarg und sein Name enthalten gewesen. Zuerst hatte die «Wolfsburger Allgemeine Zeitung» über den Fall berichtet.
Noch am 23. Dezember habe man die Polizei eingeschaltet, die Spuren gesichert und Ermittlungen aufgenommen habe, sagte Djemai. «Wir befürchten, dass das Ganze in einem größeren Zusammenhang steht.» Bereits am 21. Dezember wurde ein Imam aus Baden-Württemberg zu Tode geprügelt. Am Montag wurde bekannt, dass es sich dabei möglicherweise um eine Beziehungstat handelte.
In einem am Freitag auf Facebook veröffentlichtem Video, sagte Hajlaoui, das Drohen sei die Methode von Feiglingen. «Sie sind Feinde der Menschheit, Feinde der Freiheit und der Vielfalt.» Gerichtet an denjenigen, der die Botschaft geschickt hat, sagte er: «Ich werde weiterhin im Dienste der Menschheit stehen und ich werde immer gegen Rassismus, gegen Extremismus und auch immer gegen Islamophobie sein.»
Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) verurteilte die Morddrohung aufs Schärfste. Wolfsburg sei ein gelebtes Beispiel für Integration, wo Menschen aus mehr als 150 Nationen friedlich zusammenlebten. «Wir dürfen es nicht zulassen, dass einige wenige diese Errungenschaft zerstören.» Auch der Imam vertrete persönlich das Miteinander der Religionen und die gelebte Vielfalt in der Stadt.
Djemai sagte, das Schreiben stehe auch im Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen, in denen Drohungen und Hetze zum Alltag gehörten. Bereits zum Bau des Kulturzentrums im Jahr 2004 habe es Anfeindungen gegeben. In jüngster Zeit häuften sich diese vor allem über Social Media. Er forderte auch nach den Anschlägen von Halle und Hanau ein Zusammenrücken der Gesellschaft. Bürger dürften solche Taten nicht schweigend hinnehmen. «Wir brauchen mehr Solidarität.» Das Kulturzentrum lasse sich durch die Drohung nicht in seiner täglichen Arbeit einschränken. «Wir lassen uns nicht verängstigen und beunruhigen.»
Das Islamische Kulturzentrum geht nach eigenen Angaben auf den 1978 gegründeten «Islamischen Verein Wolfsburg» zurück. In den 1970er Jahren seien viele Muslime aus Nordafrika nach Wolfsburg gekommen, um bei VW zu arbeiten und seien geblieben. Im Jahr 2006 sei das heutige Kulturzentrum eröffnet worden, das sich mit seinen Angeboten an Muslime und Nichtmuslime richte. Neben Gebeten, Vorträgen und Feiern beinhaltet dies auch eine Wochenendschule für Kinder und Jugendliche. Nach eigenen Angaben werden rund 1.500 Muslime aus Wolfsburg und der Region erreicht.
Internet:www.islam-wolfsburg.de
Islamisches Kulturzentrum Wolfsburg: http://u.epd.de/1pxq