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Vechta/Lengerich (epd). Der Menschenrechtler und katholische Theologe Peter Kossen zeigte sich erfreut über das am Mittwoch im Bundestag beschlossene Verbot von Werkverträgen und die strenge Einschränkung der Leiharbeit in der Fleischindustrie. «Ich bin froh, dass dieser Tag endlich gekommen ist und das Gesetz zum 1. Januar wirksam werden kann», sagte Kossen am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Regelung schaffe endlich Rechtssicherheit für die überwiegend aus Südosteuropa stammenden Arbeitsmigrantinnen und -migranten. Sie würden in die Stammbelegschaft aufgenommen, wo dann auch Betriebsräte für sie zuständig seien. Zugleich mahnte Kossen schärfere Kontrollen an.

 

Die Behörden hätten angekündigt, dass sie jährlich fünf Prozent der Betriebe überprüfen könnten. Das sei ein Schwachpunkt, sagte der Lengericher Gemeindepfarrer, der seit Jahren die menschenunwürdigen Bedingungen für Arbeitsmigranten in der Fleischindustrie im Nordwesten Deutschlands anprangert. «Dann wird jeder Betrieb nur alle 20 Jahre einmal kontrolliert. Das ist viel zu wenig. Die Szene ist mafiös verseucht und hat in der Vergangenheit schon viele andere Gesetze umgangen.» Da müssten die Behören genauer hinsehen.

 

Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sei weiterhin notwendig, betonte Kossen, der aus Vechta stammt und im Bistum Münster arbeitet. Er werde jedenfalls weiterhin auf Missstände aufmerksam machen. Der Theologe hatte immer wieder auf den Missbrauch von Werkvertrags- und Leiharbeit zum Zweck von Lohn- und Sozialdumping hingewiesen und unverblümt von Sklaverei und Menschenhandel gesprochen.

 

Er fordert jetzt ähnliche Regelungen wie die am Mittwoch beschlossene auch für andere Branchen, wie etwa die Logistik. Auch das Wohnungsproblem sei durch das neue Gesetz noch nicht gelöst. Die Arbeiterinnen und Arbeiter blieben weiter der Gefahr von Mietwucher und von menschenunwürdiger Unterbringung ausgesetzt. Es seien zu wenige bezahlbare Wohnungen auf dem Markt. Es müssten mehr Sozialwohnungen geschaffen werden.

 

Nach langem Ringen hatten sich Union und SPD Ende November auf strengere Regeln für die Arbeit in der Fleischindustrie geeinigt. Werkverträge sollen verboten, Leiharbeit nur noch in Ausnahmen möglich sein. Das mehrfach wegen des Streits verschobene Arbeitsschutzkontrollgesetz wurde am Mittwoch vom Bundestag verabschiedet und soll Anfang 2021 in Kraft treten.