Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ruft in seiner Botschaft zum Jahreswechsel zu einem menschlichen Miteinander auf. Es gehe darum, die anderen im Blick zu behalten, empfindsam zu bleiben und die Türen füreinander offen zu halten, erklärte der bayerische Landesbischof am Dienstag mit Blick auf die biblische Jahreslosung 2021. Die Losung für das kommende Jahr stammt aus dem Lukas-Evangelium im Neuen Testament. Dort mahnt Jesus Werte wie Zuwendung und Solidarität, Nächstenliebe und Feindesliebe an.
Die Losung für 2021 «Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!» (Lukas 6,36) habe etwas Bestechendes, fügte Bedford-Strohm hinzu: «Nur wer Barmherzigkeit erfahren hat, kann barmherzig sein. Es ist wie mit der Liebe, die man nur geben kann, wenn man sie selbst erfahren hat. Das hat nichts Mathematisches, es handelt sich um keine Gleichung. Es ist Leben aus Erfahrung, die das Herz und das gesamte Dasein prägt.»
Das Wort Barmherzigkeit habe für manche vielleicht etwas Altertümliches, etwas Gestriges, das es nur noch bei der Kirche gibt, räumt der EKD-Ratsvorsitzende ein: «Für mich ist Barmherzigkeit viel mehr: Es ist ein Programm, ein Auftrag Gottes an uns alle.» Wer barmherzig ist, schließe «verfahrene Situationen auf, der erreicht Herzen und schafft Umdenken bei Festgefahrenem».
Gott sei die Quelle der Barmherzigkeit, unterstreicht der Repräsentant von rund 21 Millionen evangelischen Christen in der EKD. «Seiner Barmherzigkeit dürfen wir gewiss sein. Damit ist der Grund gelegt, dass wir diese Barmherzigkeit nun auch selbst ausstrahlen. Ich bin mir sicher, die Wirkung wird uns überraschen. Dahin uns aufzumachen, das neu zu entdecken, wäre ein sehr guter Vorsatz für das Jahr 2021: aus der Kraft Gottes, ohne Sorge, aus Freiheit barmherzig zu leben.»
Die biblischen Leitworte der Jahreslosungen werden von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) bereits mehrere Jahre im Voraus ausgewählt. Sie dienen vielen Christen als Richtschnur in ihrem alltäglichen Leben. Die Praxis der Losungen stammt von der Herrnhuter Brüdergemeine in der sächsischen Oberlausitz. 1728 wählte der Begründer dieser geistlichen Gemeinschaft, Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760), zum ersten Mal einen Bibelspruch für die Mitglieder der Herrnhuter aus.
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Pressemitteilung: http://u.epd.de/1pz8