In einem ökumenischen Gottesdienst wurde am Dienstag, 21. Januar, die neue Kirche am Campus in Vechta von Weihbischof Heinrich Timmerevers und dem Oldenburger Bischof Jan Janssen offiziell eingesegnet.
Pastor Dietmar Abel von der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) und Pater Johannes Zabel, Seelsorger der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) sowie Studierende wirkten an dem Gottesdienst mit. Den Höhepunkt bildete die Weihe der Glocke für den Glockenturm der Kirche am Campus durch Weihbischof Timmerevers.
In seiner Predigt ging Weihbischof Timmerevers auf das Läuten der Kirchenglocken ein, das im wahrsten Sinne des Wortes ein Störenfried sei, soll ihr Klang doch ein Stören zum Frieden sein, die Friedensbotschaft Jesu Christi in die Öffentlichkeit tragen und Studierende und Lehrende auf dem Campus zu Toleranz und Menschlichkeit ermuntern, wozu das Gemeindzentrum am Campus alle einlade.
Der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, dankte in seinem geistlichen Wort Weihbischof Timmerevers für die ökumenische Gastfreundschaft, die es der ESG ermögliche, in ökumenischer Zusammenarbeit mit der KHG die Räume und Kapelle des neuen Gebäudes für ihre Arbeit zu nutzen.
Bischof Janssen erinnerte daran, dass der Grundstein hierfür weder aus Beton noch aus den gebrannten Ziegeln des Hauses bestehe. Sondern Grundstein unseres gemeinsamen Glaubens ist das Wort Gottes, auf dem sich alles Weitere aufbaue. Im Gottesdienst werde dieses Wort immer wieder aus der Bibel hörbar verkündet, so Janssen.
So sei auch der Beitrag der evangelischen Kirche zur Ausgestaltung der Kapelle der Ambo (Kanzel), mit dem sichtbar die ökumenische Verbundenheit zum Ausdruck gebracht werden solle, wie Bischof Janssen betonte.
Außerdem überbrachte der Bischof auch mehrere Übersetzungen der Bibel, nicht nur zum Vortragen, sondern vor allem auch, wie er sagte, zum Studieren von Gottes Wort.
Beim anschließenden Empfang dankte Pastor Abel noch einmal ausdrücklich den katholischen Schwestern und Brüdern für ihre Gastfreundschaft und lobte die gute ökumenische Zusammenarbeit
Christentum prägend für Europa
Im Rahmen des Empfangs hielt der ehemalige Bundestagspräsident und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Wolfgang Thierse, einen Festvortrag zum Verhältnis von Religion, säkularisierter Gesellschaft und Politik.
Die Einweihung einer neuen Kirche ist gegen den Trend, sagte Thierse. Der Zeitgeist werde bestimmt durch das Vorurteil, Deutschland werde säkularisierter. Doch zwei Drittel der deutschen Bevölkerung gehörten christlichen Kirchen an, viele andere Menschen anderen Kirchen. Deutschland werde also pluraler, nicht säkularer. Und das sei eine große Herausforderung für die Kirchen. Die Kirchen dürfen sich dem Dienst der Gesellschaft nicht entziehen, mahnte Thierse. Viele Menschen, auch kirchenferne, würde dieses Engagement erwarten. Die Kirchen sollten sich zwar nicht mit einem Primat einmischen, dürften sich aber auch nicht ängstlich wegducken und sollten ihren Beitrag zur Gesellschaft selbstbewusst in Streit und Debatten einbringen. Als Politiker und Kirchenmitglied erwarte er sich in gesellschaftlichen Debatten jedoch nicht viele Kirchenmeinungen, sondern eine.
Herzstück ist Edith-Stein-Kapelle
Die neue Kirche am Campus wurde in rund 15-monatiger Bauzeit vom Bischöflichen Münsterschen Offizialat als ein Ort des Glaubens und der Begegnung konzipiert. Das Gebäude hat über 760 m² Gesamtfläche, die Baukosten betrugen 2,47 Millionen Euro. Herzstück ist die Edith-Stein-Kapelle, deren Namensgeberin die gebürtige Jüdin und spätere katholische Ordensschwester ist, die 1942 in Auschwitz ermordet wurde.
Die rund 70 Quadratmeter große Kapelle bietet 50 Besucherinnen und Besuchern Platz, die auf Bänken rund um den Altar sitzen. Eine Besonderheit sind die 50 in die sogenannte Lebensmauer der Kapelle eingelassenen Vorsprünge, auf die Besucherinnen und Besucher Operkerzen stellen können. Außerdem besteht die Möglichkeit, in in die Wand eingelassene Fugen, ähnlich der Klagemauer in Jerusalem, kleine Zettel mit Fürbitten zu stecken.
Neben der Kapelle ist das Gebäude auch Heimat der katholischen und evangelischen Studierendengemeinde und somit auch ein Ort der ökumenischen Begegnung, die durch Gesprächskreise und gemeinsame Gottesdienste gepflegt werden.
Neben der Katholischen Hochschulgemeinde mit Pater Johannes Zabel und Peter Havers hat auch Pastor Dietmar Abeln von der Evangelischen Studierendengemeinde Räumlichkeiten für seine Arbeit Gemeindezentrum am Campus. Für Weihbischof Timmerevers war es selbstverständlich, dass auch wir hier eine Heimstatt erhalten, freut sich Pastor Abeln über das ökumenische Engagement des Weihbischofs.
Der einladende Charakter wird nicht nur durch die lichten und hellen Räumlichkeiten unterstrichen, sondern ebenfalls durch eine Cafeteria des Andreaswerkes, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, die mit Getränken und kleinen Snacks zu Gesprächen und Entspannung einlädt.
Abgerundet wird das Angebot durch vier Studentenbuden im Obergeschoss, sodass auch studentisches Wohnen das Haus mit Leben erfüllen wird, das schon von weitem durch ein großes Fensterkreuz als Kirche am Campus erkennbar ist.
Ein Beitrag von Carsten Homann