„Es war im Jahre 1524, als der wahrscheinlich erste evangelische Prediger in Rastede, Oltmann Kröger, seine Mönchskappe weggeworfen haben soll, nachdem er die Schriften von Martin Luther gelesen hatte.“ Auf diese historische Begebenheit stieß Pfarrer Dr. Tim Unger aus Wiefelstede, als er jetzt zur Reformationsgeschichte des Ammerlandes forschte. Die Ergebnisse waren Inhalt eines Vortrages, der im Rahmen der Themenreihe „Reformation und die Eine Welt“ im Rudolf-Bultmann-Haus stattfand, zu dem der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Ammerland und die Evangelische Erwachsenenbildung eingeladen hatte.
Kreispfarrer Lars Dede hatte zu Beginn die Zuhörenden im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal begrüßt und seinen Dank an den Wiefelsteder Pastor und Kirchenhistoriker Dr. Tim Unger ausgesprochen, der sich sehr bemüht habe, etwas über die Reformationsgeschichte im Ammerland herauszubekommen. Dr. Tim Unger selbst musste allerdings zugeben, dass die Quellen sehr mager seien.
„Wir wissen auf jeden Fall", so Dr. Unger, „dass das kirchliche Leben vor der Reformation, also vor rund 500 Jahren, im Ammerland nicht arm, sondern reich war. Das Mittelalter war nicht finster.“ Dr. Tim Unger erwähnte dabei die Ausstattung der Ammerländer Kirchen im Mittelalter und das vielfältige Stiftungswesen. Die bewahrende Kraft der Verantwortlichen habe dazu geführt, dass auch nach der Reformation bis heute viel von diesem Reichtum in unseren Kirchen erhalten blieb. Im Ammerland gab es keinen „Bildersturm“.
In seinen lebendig und fachkundig vorgetragenen Ausführungen wies der Wiefelsteder Pastor darauf hin, dass es für das Ammerland keinen eindeutigen Zeitpunkt gebe, an dem die Reformation begonnen habe. „Für die Menschen war es zunächst auch nicht ersichtlich, was sich mit der Reformation verändert hatte. Was sie aber verstanden hatten, war, dass Gott ihnen gnädig entgegenkommt und sie diese Gnade nicht kaufen mussten.“
Interessant war noch zu hören, dass die ersten evangelischen Prediger im Ammerland wohl auf Platt gepredigt haben. „Aber eine wirkliche evangelische Konfessionsbildung kann für das Ammerland wohl erst nach 1573 angenommen werden.“
Kreispfarrer Lars Dede beschloss den überaus spannenden Themenabend mit dem Segen und bedankte sich bei Pfarrer Dr. Tim Unger für seine Forschungsarbeit zur Reformation im Ammerland. „Wir sind froh und stolz, einen so kirchenhistorisch bewanderten Pfarrer in unserem Kirchenkreis zu haben.“ Dede wies außerdem darauf hin, dass mit diesem Vortrag die Themenreihe beendet sei. „Im nächsten Jahr wird es aber zahlreiche Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum in den einzelnen Gemeinden geben.“
Ein Beitrag von Pfarrer Bernd Göde.