Hannover (epd). Nach starken Schneefällen im Nordwesten Syriens hat die Welthungerhilfe eine verheerende erste Bilanz zur humanitären Lage vor Ort gezogen. «278 Flüchtlingscamps und provisorische Siedlungen wurden von den extremen Witterungsbedingungen stark in Mitleidenschaft gezogen», sagte die Landesdirektorin der Welthungerhilfe für Syrien, Else Kirk, dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Samstag). Es seien mehrere Menschen ums Leben gekommen. «Berichten zufolge sind in den letzten Tagen zwei Babys in der Provinz Idlib erfroren.»
Mindestens 8318 Zelte seien durch den starken Wind und die heftigen Schneefälle beschädigt wurden, führte Kirk aus. Die Situation sei in diesem Winter besonders schlimm. Das grundsätzliche Problem seien aber nicht die Schneestürme, sondern die Zustände in den Flüchtlingslagern. «1,7 Millionen Menschen leben in den Camps, über 80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Die Betroffenen brauchen dauerhafte statt provisorische Unterkünfte und eine Arbeit, damit sie nicht mehr so stark von Hilfsorganisationen abhängig sind.»
Der Landesdirektorin zufolge reichen die Hilfsgelder nicht aus, um allen Geflüchteten zu helfen. Den Hilfsorganisationen in der Region fehlten in diesem Winter 15,2 Millionen Dollar, um Zelte gegen die Kälte zu isolieren, genügend Heizmaterial und warme Kleidung bereitzustellen. Die Region im Nordwesten des Bürgerkriegslandes ist das letzte große Gebiet unter Kontrolle von Rebellen. Dort leben nach Angaben der Vereinten Nationen rund 2,8 Millionen Flüchtlinge, die meisten von ihnen in Lagern.