Oldenburg/Vechta (epd). Der katholische Weihbischof Wilfried Theising hat den gesamten Verwaltungsrat des Oldenburger St. Pius-Hospitals mit sofortiger Wirkung abberufen. Das zuständige Offizialat in Vechta bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag einen entsprechenden Bericht der Oldenburger Nordwest-Zeitung (online). Hintergrund ist eine geplante Fusion des katholischen St. Pius-Hospitals mit dem Evangelischen Krankenhaus in Oldenburg. Das Direktorium des Evangelischen Krankenhauses und der Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg bedauerten die Abberufung «außerordentlich».
Die vier entlassenen Verwaltungsräte hätten Bedingungen zugestimmt, die zuvor von der Stiftungsaufsicht als nicht genehmigungsfähig bewertet worden seien, erläuterte der Justitiar des Offizialats, Andreas Windhaus. Dies beziehe sich insbesondere auf die geplante «Struktur und zukünftigen Aufsichtsregularien». Mehrfach sei dies den Verantwortlichen schriftlich mitgeteilt worden.
Durch ein kirchliches Dekret sei daher die Verwaltungsspitze abberufen und zum 3. März durch neue Mitglieder ersetzt worden. Windhaus zufolge gehört auch der Caritas-Direktor im Oldenburger Land, Gerhard Tepe dazu. Außerdem gehöre Kraft seines Amtes der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Willehad dem Verwaltungsrat an. Aufgrund einer Vakanz-Vertretung ist dies derzeit Weihbischof Theising. Die bestehende Zusammenarbeit der beiden Kliniken solle «unverändert fortgeführt und nach Möglichkeit ausgebaut werden».
Die Geschäftsführungen der beiden Krankenhäuser hatten vor Kurzem berichtet, dass die wirtschaftlichen Fragen eines Zusammenschlusses geklärt seien. Lediglich «stiftungsrechtliche Aspekte» seien auf der katholischen Seite offen. Zu deren Klärung sei ein Gutachten beauftragt, das bis zum Sommer vorliege.
Der Vorstand des Evangelischen Krankenhauses, Alexander Poppinga, sagte, die Abberufung sei «keine gute Nachricht» für die zukünftige Versorgung der Menschen im Nordwesten mit einer deutlich erweiterten Spitzenmedizin. «Allerdings blicken wir auf einen sehr transparenten und konstruktiven Prozess eines möglichen Zusammengehens beider Kliniken zurück, der von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt war.»
Erst vor wenigen Wochen hatten die Spitzen der beiden Häuser mittgeteilt, dass die bisherige enge Kooperation der beiden Häuser künftig nicht mehr ausreiche, um die wirtschaftliche und medizinische Position zu sichern. Beide Kliniken verfügen über je 400 Betten. Zusammen beschäftigen sie mehr als 2.800 Mitarbeitende.