Wangerooge/Hannover (epd). Nach der Havarie eines riesigen Containerschiffs nur sechs Kilometer vor der Insel Wangerooge sorgen sich Umweltschützer um das Wattenmeer. Der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds Nabu, Holger Buschmann, forderte am Donnerstag in Hannover eine Verlegung der Schifffahrtrouten weiter nach Norden, um die das empfindliche Ökosystem der Region besser zu schützen. In der Nacht zum Donnerstag war die «Mumbai Maersk» auf Grund gelaufen. Das Schiff zählt zu den größten Schiffen der Welt und ist 399 Meter lang und knapp 60 Meter breit. Voll beladen kann es nahezu 20.000 Container transportieren.
Buschmann zufolge war bereits 2019 das Containerschiff «MSC Zoe» unmittelbar am Rand des Weltnaturerbes Wattenmeer verunglückt. Damals seien 342 Container über Bord gegangen. Aus deren Inhalt seien noch heute Stücke im Spülsaum an der Nordseeküste zu finden.
Buschmann rief die Politik auf, das einzigartige Wattenmeer und seine dazugehörigen Inseln vor verlorener Ladung und Einträgen von Schadstoffen wie Treibstoff oder chemischen Substanzen zu schützen. Im Falle eines Austritts von Öl oder anderen giftigen Substanzen drohe eine Mehrfachtragödie für Meeres- und Wattbewohner. Das Wattenmeer sei als einzigartiger Lebensraum die Kinderstube der Nordseefische und Drehscheibe des ostatlantischen Vogelzugs.
Der Nabu unterstütze die Forderung vieler Insulaner und Küstengemeinden, den Hauptschifffahrtsweg vor der ostfriesischen Küste nach Norden zu verlagern. Dies müsse die Bundesregierung bei der International Maritime Organization in London einfordern, erläuterte Buschmann. «Es nützt nichts, stets zu bejammern, dass solch ein Vorstoß lange dauern könne - wer damit niemals beginnt, wird endlos darauf warten und nichts erreichen.»
Außerdem müssten Container grundsätzlich mit Peilsendern ausgestattet werden. Weiter müsse schneller Klarheit darüber herrschen, was in über Bord gegangenen Containern geladen ist, betonte der Landesvorsitzende. «Es wird einen Unterschied machen, ob sich darin Turnschuhe oder Chemikalien befinden, wenn etwas passiert.»
Das Havariekommando Deutschland hat eigenen Angaben zufolge bereits am frühen Donnerstagmorgen die Leitung der Bergungsaktion übernommen und ein Spezialisten-Team an Bord der «Mumbai Maersk» gebracht. Zahlreiche Hochseeschlepper bereiteten sich darauf vor, das Schiff bei Hochwasser in der Nacht zum Freitag in tiefere Gewässer zu ziehen.