Wolfsburg (epd). Den Hospizen in Niedersachsen fehlen immer mehr Pflegekräfte. «Die Situation ist zwar noch nicht alarmierend, aber wir blicken mit großer Sorge auf den Arbeitsmarkt», sagte Lucas Weiß vom Vorstand des Hospiz- und Palliativverbandes Niedersachsen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erst vor wenigen Tagen hatte das Kinderhospiz «Löwenherz» in Syke bei Bremen mitgeteilt, dass es ein Drittel bis die Hälfte seiner Betten vorübergehend schließen muss, weil nicht genügend Pflegekräfte zur Verfügung stehen.
Ähnlich gehe es etlichen weiteren Hospizen, sagte Weiß. Weil Pflegefachkräfte fehlten, müssten etliche der 33 niedersächsischen Hospize zumindest zeitweilig einige Betten schließen. Der Fachkräftemangel in Kombination mit der Corona-Pandemie mache es extrem schwer, kurzfristig Ersatzkräfte zu finden. Dabei fehle jedes geschlossene Bett in der Finanzierung der Häuser.
Der Arbeitsmarkt für Pflegefachkräfte sei nahezu leergefegt, sagte Weiß. Die Anwerbung neuer Mitarbeitenden sei ein «zähes Geschäft». Dabei seien die Arbeitsbedingungen im Vergleich zu anderen stationären oder ambulanten Pflegeeinrichtungen sehr gut. «Eine Fachkraft betreut in der Regel nur drei Patienten.»
Doch sei nicht jede und jeder für die Arbeit in einem Hospiz geschaffen, räumte Weiß ein. In einem Haus mit zwölf oder 13 Betten sei mit jährlich rund 150 Sterbefällen zu rechnen. Hinzu komme oft eine aufwändige Wundversorgung. «Mit dieser extremen Belastung kommt nicht Pflegekraft zurecht.» Viele Fachkräfte wechselten nach drei bis fünf Jahren den Arbeitsplatz.
Begrüßenswert sei, dass in Niedersachsen viele neue Hospize entstehen, sagte der Geschäftsführer des Hospizes Wolfsburg. Landesweit seien zwölf neue Häuser in der konkreten Planung oder kurz vor der Eröffnung. Außerdem stünden derzeit 15 Initiativen in den Startlöchern, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen. «Das bedeutet aber auch, dass noch mehr Hospize auf der Suche nach spezialisierten Fachkräften sind», unterstrich Weiß.