Borkum/Hannover (epd). Deutsche und niederländische Umweltverbände haben die deutsche Bundesregierung aufgefordert, eine geplante Erdgasförderanlage im Wattenmeer nahe der Insel Borkum zu verhindern. Die niederländische Firme One-Dyas B.V. habe beim niederländischen Wirtschafts- und Klimaministerium eine Genehmigung für Erdöl- und Erdgasbohrungen beantragt, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Montag in Hannover mit. Die Umweltschützer befürchten massive Gefahren für das Weltnaturerbe Wattenmeer und hätten dies im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Umweltverträglichkeit mit einer gemeinsamen Stellungnahme deutlich gemacht.
Der niederländische Konzern will den Angaben zufolge in den kommenden zehn bis 25 Jahren in der Nordsee Erdgas fördern, hieß es. Die Förderplattform sei rund 500 Meter vor dem deutschen Hoheitsgebiet geplant. Die begehrten Gasfelder lägen jedoch teilweise bis vollständig auf deutschem Territorium.
Der BUND-Landesvorsitzende Heiner Baumgarten sagte, das Vorhaben führe «geradewegs in die Klima- und Naturkatastrophe». Die Installation der Förderplattform und die Gewinnung von Erdgas werde eine «gravierende Auswirkungen auf die Meeresumwelt und das Weltnaturerbe Wattenmeer mit seinen Insel- und Küstengebieten» haben. Zu den Risiken gehörten etwa das mögliche Austreten von Kohlenwasserstoffen, Bohrschlämmen und Lagerstättenwasser.
Die WWF-Meeresschutzexpertin Carla Langsenkamp befürchtete, dass die Meeresnatur großen Schaden nehmen könnte. «Durch Unterwasserlärm, Verschmutzung und Lebensraumzerstörung sind sensible und streng geschützte Arten wie der Schweinswal, aber auch Fische und Riffstrukturen betroffen.» Sollte das bereits stark übernutzte Ökosystem Nordsee weiter belastet werden, rücke das europäisch festgelegte Ziel nach einem guten Umweltzustand in der Nordsee in weite Ferne, warnte die Expertin.
Der Nabu-Landesvorsitzende Holger Buschmann schloss sich der Kritik an. Alle Anstrengungen müssten in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließen, nicht aber in die Gewinnung klimaschädlicher fossilen Energien.