Bochum/Lüchow/Nordhorn (epd). Mehr als zwei Drittel der jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich. Eine am Donnerstag veröffentlichte Online-Befragung der Ruhr-Universität Bochum ermittelte in west- und ostdeutschen Großstädten und Landkreisen auch aus Niedersachsen Engagementquoten zwischen 68 und 73 Prozent. «Die Quoten liegen im ländlichen Raum leicht höher als in den Städten», erklärte Sören Petermann, Leiter des Lehrstuhls für Soziologie/Stadt und Region, am Donnerstag zu den Ergebnissen. Ost-West-Unterschiede seien nicht festgestellt worden.
Für die Befragung hatten die Forscher nach eigenen Angaben fast 25.000 zufällig ausgewählte Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren in Bochum und Leipzig sowie in den Landkreisen Grafschaft-Bentheim, Lüchow-Dannenberg und Saalfeld-Rudolstadt postalisch angeschrieben. Knapp 5.500 beteiligten sich dann an der Online-Befragung.
Junge Frauen und Männer sind laut der Umfrage überwiegend in klassischen ehrenamtlichen Bereichen wie Vereinen, Organisationen, Institutionen oder Initiativen tätig, hieß es. Neue Formen des Ehrenamts wie Online-Angebote, episodische Tätigkeiten oder der sogenannte Voluntourismus, der Auslandsreisen mit ehrenamtlichen Tätigkeiten verbindet, seien etwas weniger verbreitet. Als Einsatzgebiet hätten die Befragten am häufigsten den Bereich Sport genannt. Auch die Bereiche Freizeit und Unterhaltung, Hochschule und Schule sowie Kultur und Musik seien häufig vertreten.
Junge Menschen mit Abitur oder Fachabitur engagierten sich nach Angaben der Wissenschaftler häufiger als solche mit niedrigerem Schulabschluss. Sei ein Elternteil ehrenamtlich aktiv, erhöhe das auch die Wahrscheinlichkeit eines eigenen Engagements. Überraschend sei gewesen, dass junge Menschen, die Familiensorgearbeit leisten, also etwa eigene Kinder erziehen, häufiger freiwillig aktiv sind als andere.
«Wir hatten vermutet, dass die Zeit für freiwilliges Engagement dann fehlen würde», erklärte Petermann. Das Gegenteil sei aber der Fall. «Vermutlich liegt das daran, dass das Engagement mit der Familiensorge inhaltlich verbunden ist, etwa über Fördervereine von Kindergarten und Schule, und dass ein generelles Verständnis für Gemeinschaft und Gemeinwohlorientierung durch die Familiensorgearbeit gefestigt wird.»