Hannover/Bremen (epd). Vor den Gesprächen zur Energiepreiskrise zwischen Landesregierung und Sozialverbänden am Donnerstag (9. Februar) hat der Vorsitzende der Tafeln in Niedersachsen und Bremen, Uwe Lampe, die Notwendigkeit einer langfristigen Förderung des Tafelwesens betont. «Allein, dass wir bei diesen Gesprächen dabei sind, zeigt ja, wie systemrelevant unser Angebot ist», betonte Lampe am Mittwoch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressdienst (epd).
Der Tafel-Vorsitzende lobte die Landesregierung für ihre bisherige Unterstützung. «Das Land hat uns für 2023 zwei Millionen Euro aus dem Krisen-Sofortprogramm zugesagt. Uns ermöglicht dieses Geld entscheidende Schritte, um unsere Tafeln noch besser und verlässlicher aufzustellen», sagte Lampe.
So habe der Landesverband seine niedersächsische Geschäftsstelle in Springe personell aufgestockt und eine Werbekampagne für ehrenamtliche Mitarbeiter realisiert. Auch ein Deeskalationstraining für die Tafel-Mitarbeitenden vor Ort sei durch die Zuwendungen des Landes finanziert worden. «Das ist ungemein wichtig und hilfreich», unterstrich Lampe. Denn wachsende soziale Spannungen in der Gesellschaft machten sich auch in der täglichen Stimmung an den Ausgabestellen bemerkbar.
Zudem sei der Aufbau eines Fuhrparks und zweier Verteilzentren in Vorbereitung, die überzählige oder falsch etikettierte Lebensmittel direkt von den Herstellern abnehmen, einlagern und bedarfsgerecht an die örtlichen Tafeln weiterverteilen können. «Damit erschließen wir uns neue Lebensmittelquellen, die perspektivisch zumindest teilweise kompensieren, was uns durch Rabattierungsaktionen des Handels immer mehr wegbricht», erläuterte Lampe.
Allerdings sei ein Förderzeitraum von einem Jahr viel kurz, um eine neue Verteil-Infrastruktur dauerhaft aufzubauen. «Bis das stabil und vor allem zukunftsfest läuft, brauchen wir schon einige Jahre», prognostizierte der Verbandsvorsitzende. Entsprechend sei eine Streckung der für dieses Jahr zugesagten zwei Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren wünschenswert. «Wir wollen nicht mehr Geld, sondern nur mehr Zeit», betonte Lampe. Denn es sei absehbar, dass das Angebot der Tafeln auch über die akute Energiepreiskrise hinaus wichtiger werde.
«Sowohl durch den fortdauernden Flüchtlingszustrom als auch durch wachsende Bevölkerungsteile, die wirtschaftlich unter Druck geraten, haben wir immer mehr zu tun», sagte Lampe. Angesichts einer Armutsquote von rund 17 Prozent in Niedersachsen, die in einigen gesellschaftlichen Gruppen aber weitaus höher liege, zeige sich, dass viele Menschen in Not die Tafeln bislang noch nicht aufsuchten. «Die Zahlen deuten darauf hin, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass neben einer weiter steigenden Zahl an Geflüchteten künftig auch mehr Rentner, Alleinerziehende und prekär Beschäftigte zu uns kommen werden.»