Berlin/Cuxhaven (epd). Deutschland setzt für die Energiewende massiv auf die Windkraft. Viele von ihnen stehen auch in Niedersachsen und auf der Nordsee. Doch schaden Windräder dem Rotmilan, dem Schweinswal und den Fledermäusen? Nach dem Willen der Bundesregierung soll es künftig bundesweit einheitliche Schutzvorschriften für bestimmte Vögel geben, andererseits aber auf mehr Flächen möglich sein, Windkraftanlagen zu errichten. Nachfolgend ein Überblick zu den Hürden beim Bau von Windrädern:
Sind Windräder gefährlich für Vögel und Fledermäuse?
Greifvögel und Fledermäuse stoßen immer wieder mit Rotorblättern zusammen und verenden. Bislang gibt es aber nur wenige offizielle Daten dazu. Immerhin ließ das Landesumweltamt Brandenburg vor zehn Jahren eine Studie erstellen, wonach in einem Jahr in dem Bundesland mehr als 300 Rotmilane durch die Turbinen von Windrädern zu Tode kamen. Zu Fledermäusen forscht das Berliner Leibnitz Institut für
Zoo- und Wildtierforschung und geht davon aus, dass an jedem Windrad, bei dessen Betrieb auf Naturschutz keine Rücksicht genommen wird, jährlich zehn bis zwölf Fledermäuse sterben - bundesweit wären das bis zu 250.000 pro Jahr.
Warum gibt es so wenige Untersuchungen zu Schlagopfern?
Eine vollständige Erhebung der Zahl getöteter Tiere ist - wie auch an Stromleitungen - sehr schwierig. Nach Angaben der Vogelschutzexpertin beim Naturschutzbund Deutschland, Ute Eggers, werden meist nur Zufallsfunde erfasst. Die Dunkelziffer dürfte also hoch sein, zumal die getöteten Tiere selten gefunden und gemeldet werden: Denn Spazierwege führen eher selten direkt an Windrädern vorbei, und die toten Tiere bleiben meist nicht lange liegen, sondern werden von Füchsen oder anderen Tieren fortgeschleppt.
Warum taucht der Rotmilan in der Diskussion immer wieder auf?
Deutschland hat für den Greifvogel eine besondere Verantwortung, weil 60 Prozent des weltweiten Bestands von geschätzt bis gut 25.000 Paaren hierzulande heimisch sind. Der auch «Gabelweihe» genannte Greifvogel kommt fast nur in Europa vor und brütet insbesondere in der Rhön-Region im Dreiländereck von Bayern, Hessen und Thüringen. Der Rotmilan jagt in offenem Gelände und sucht Nahrung auf Feldern, Wiesen und Ackern.
Wie kann man den Artenschutz für den Rotmilan verbessern?
Windräder sind einer von mehreren Faktoren, die den Lebensraum der Tiere verkleinern. Es gibt Diskussionen darüber, wie dem etwa mit gezielten Programmen für den Populationsschutz entgegengewirkt werden kann. Zum Beispiel mangelt es dem Rotmilan oft an Nahrung, weil die Feldhamster wegen der sehr intensiven Landwirtschaft bedroht sind. Wenn also die Landwirtschaft extensiviert wird und kleine Streifen von Gebieten und Hecken zugunsten der Feldhamster stehengelassen werden, hat auch der Rotmilan bessere Chancen, seinen Nachwuchs durchzubringen. In Gebieten, wo Rotmilane vorrangig ihre Horste haben, sollte indes auf den Bau von Windrädern verzichtet werden.
Wie kann das Kollisionsrisiko bei Windrädern verringert werden?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Windräder können immer zu bestimmten Zeiten abgeschaltet werden oder technisch so ausgestattet werden, dass sie das bei drohendem Zusammenstoß automatisch tun. Fledermäuse beispielsweise fliegen vor allem nachts und bei Temperaturen von mehr als zehn Grad Celsius. Hier könnte mit festen Abschaltzeiten gearbeitet werden. Problematischer ist die automatische Abschaltung zum Beispiel, wenn ein Vogelzug kommt. Es sind dafür zwar schon Sensoren entwickelt worden, die Technik ist aber zum Großteil nicht ausgereift. Nur wenige Windkraftanlagen haben hierzulande eine solche technische Schutzvorrichtung.
Wie wirken sich Windkraftanlagen auf Schweinswale aus?
Schweinswale leiden vor allem beim Aufbau von Windrädern im Meer:
Denn dafür werden Pfähle mit jeweils etwa 2.000 Schlägen in den Boden gerammt, wodurch die Tiere einem sehr lauten Schallereignis ausgesetzt sind. Durch die Bautätigkeit nimmt außerdem der Verkehr auf dem Meer zu.