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Hannover (epd). Der Paritätische Wohlfahrtsverband befürchtet, dass die aktuelle Inflation die ohnehin hohe Armutsquote noch weiter ansteigen lässt. Bereits jetzt müssten in Deutschland 13,8 Millionen Menschen und damit rund 600.000 mehr als vor der Pandemie zu den Armen gerechnet werden, erklärte der Verband am Mittwoch. Das entspreche einer Quote von 16,6 Prozent (2021). In Niedersachsen liege die Armutsquote mit 17,9 Prozent noch deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

 

 

 

Vor diesem Hintergrund müsse die Bundesregierung umgehend ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg bringen, das bei den fürsorgerischen Maßnahmen ansetze, hieß es weiter: Grundsicherung, Wohngeld und BAföG seien bedarfsgerecht anzuheben und deutlich auszuweiten, um zielgerichtet und wirksam Hilfe für einkommensarme Haushalte zu gewährleisten.

 

 

 

«Die Befunde sind erschütternd, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie schlagen inzwischen voll durch», sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider. Noch nie sei auf der Basis des amtlichen Mikrozensus ein höherer Wert gemessen worden und noch nie habe sich die Armut in jüngerer Zeit so rasant ausgebreitet wie während der Pandemie.

 

 

 

Schneider kritisierte insbesondere das jüngste Entlastungspaket als ungerecht und unzureichend. Die seit Herbst 2021 steigenden Lebenshaltungskosten führten zu einer dramatischen Vertiefung der Armut und verlangten entschlossene Hilfsmaßnahmen. «Pandemie und Inflation treffen eben nicht alle gleich», sagte Schneider. «Wir haben keinerlei Verständnis dafür, wenn die Bundesregierung wie mit der Gießkanne übers Land zieht, Unterstützung dort leistet, wo sie überhaupt nicht gebraucht wird und Hilfe dort nur völlig unzulänglich gestaltet, wo sie dringend erforderlich wäre.»

 

 

 

Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen, nannte Armut «ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das zu viele Menschen in Niedersachsen betrifft - vor allem Kinder». «Was wir heute sehen, sind die Folgen der Corona-Pandemie», fügte sie hinzu. «Der Ukraine-Krieg und der damit einhergehende rasante Preisanstieg bei Wohnenergie und Lebensmitteln kommen erst noch auf uns zu.»