Hannover (epd). Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen (LAK) fordert angesichts einer wachsenden Spaltung zwischen Arm und Reich in Deutschland eine gerechte Besteuerung hoher Vermögen und Erbschaften. «Riesige Erbschaften, der enorme Wertzuwachs von Aktien- und Immobilien und eine EU-weit fast einmalig niedrige Besteuerung von Vermögen sind die Hauptgründe für die wachsende Ungleichheit in Deutschland», sagte am Samstag Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze. Bedingt durch die Polykrisen der vergangenen Jahre wie Corona, Inflation, Kriegsfolgen sei Armut im Land nicht nur auf Rekordhöhe gewachsen, sondern auch dramatischer geworden.
«Fast 17 Prozent, jede oder jeder Sechste, sind armutsbedroht», ergänzte Gleitze. Die ständig länger werden Schlangen vor den Tafeln, immer häufiger auch aus der Mitte der Gesellschaft, sprächen eine deutliche Sprache. «Wenn wir da nicht gegensteuern, fliegt uns der Laden irgendwann um die Ohren.»
Laut Armutskonferenz verfügt das reichste Prozent der Deutschen über 3.600 Milliarden Euro oder 35 Prozent der gesamten privaten Vermögen in Deutschland. Das sei etwas mehr als 90 Prozent der Bevölkerung zusammen haben. Ein durchschnittlicher Erwachsener in den unteren 50 Prozent der Vermögensverteilung besitze dagegen nur ein Nettovermögen von 3.682 Euro. 40 Prozent besäßen nichts oder hätten Schulden. 60 Prozent müssten mittlerweile als Krisenfolge ihr gesamtes Einkommen ausgeben, um über die Runden zu kommen.