Osnabrück (epd). Ohne Wiedervernässung der Moore sind die Klimaziele der Bundesrepublik nach Auffassung des Greifswalder Moorforschers Hans Joosten (66) nicht einzuhalten. Trockengelegte Moorböden seien für fast sieben Prozent des Treibhausgasausstoßes in Deutschland verantwortlich, sagte Joosten der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag). Die Nationale Moorstrategie der Bundesregierung bezeichnete er vor diesem Hintergrund als unzureichend. Der CO2-Ausstoß müsse durch Wiedervernässung der Böden deutlich gesenkt werden.
Der niederländische Biologe forscht unter anderem zu Torfmoos als Alternative zu fossilem Torf. Für sein jahrzehntelanges Engagement wird er am Sonntag neben der Ökologin Katrin Böhning-Gaese mit dem Deutschen Umweltpreis geehrt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die mit insgesamt 500.000 Euro dotierte Auszeichnung in Darmstadt überreichen.
Joosten plädiert dafür, trockengelegte Moorböden auch dann wiederzuvernässen, wenn darauf Landwirtschaft betrieben wird. Statt Mais könnten die Bauern dann etwa Schilf anbauen. Die Landwirte müssten allerdings bei der Produktionsumstellung unterstützt werden. Sumpfpflanzen-Anbau müsse entsprechend bei den EU-Agrarsubventionen berücksichtigt werden. Wenn der Landwirt sich in der Vergangenheit entschieden habe, seine Fläche wiederzuvernässen und darauf Schilf oder Rohrkolben anzubauen, habe er sofort seinen Anspruch darauf verloren. «Langsam ändern sich diese Regeln, aber es ist alles noch viel zu kompliziert», kritisierte Joosten.
Moore enthalten Joosten zufolge in ihrem Torf doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder dieser Welt. Nach seinen Angaben sind in Deutschland 95 Prozent der Moore entwässert. Der Wissenschaftler hat jahrzehntelang über Moore als Klimaschützer und die dramatischen Folgen ihrer Entwässerung geforscht. Er leitet eine Arbeitsgruppe am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald.