Bremen (epd). Bremens evangelische Kirchenpräsidentin Edda Bosse hat das Scheitern einer neuen Verfassung für die Bremische Evangelische Kirche im Mai dieses Jahres als herben Tiefschlag insbesondere für junge Menschen bezeichnet. «Die Enttäuschung sitzt noch immer tief», sagte Bosse dem «Weser-Kurier» (Sonntagsausgabe). Der jüngeren Generation werde zugemutet, mit einer Verfassung zu leben, die aus dem Jahr 1920 stammt und vieles im kirchlichen Leben nicht abbildet. «Wir Älteren kommen damit vielleicht noch zurecht, die Jüngeren aber sicher nicht», sagte Bosse.
Es sei dringend notwendig, dass sich die Bremische Evangelische Kirche neu aufstelle, sagte Bosse. Einen Haushalt mit 120 Millionen Euro ehrenamtlich zu verwalten, sei schlicht unzumutbar. Die Selbstverwaltung funktioniere zwar, doch die Bürokratie werde immer komplexer. «Das sind Strukturen, die wir uns nicht ausdenken, sondern die vom Staat gefordert werden», sagte Bosse.
Der Entwurf für eine neue Verfassung war auf massive Kritik gestoßen und hatte während der Frühjahrssynode der Bremischen Kirche die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit verfehlt. Gegner der Reform kritisieren einen Trend zu zentralen Strukturen und eine Beschneidung bisher garantierter Freiheitsrechte der Gemeinden. Befürworter argumentieren, die novellierte Verfassung reagiere auf eine komplexere Gesellschaft, indem Seelsorge-, Bildungs- und Beratungseinrichtungen sowie die Kirchenverwaltung verankert werden. Arbeitsbereiche, die vor rund 100 Jahren noch nicht erwähnt wurden.
Die aktuell gültige Verfassung wurde im Juni 1920 kurz nach der Trennung von Staat und Kirche eingeführt und ist knapp gefasst. Eine Präambel und 17 Paragrafen regelten damals und im Kern bis heute das Miteinander selbstständiger Gemeinden. Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören aktuell 58 Gemeinden mit rund 170.000 Mitgliedern.