Hannover (epd). Der Kabarettist Matthias Brodowy (51) möchte Kirchenvorsteher in Hannover werden. Brodowy bewirbt sich mit 13 weiteren Ehrenamtlichen für den Kirchenvorstand der zentralen evangelischen Marktkirche in Hannover. «Ich kann nicht auf der Bühne stehen und tolle Dinge von einer besseren Welt erzählen, ohne mich an der Gestaltung der Welt im Kleinen, nämlich vor meiner Haustür, zu beteiligen», sagte der vielfach ausgezeichnete Künstler im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Ich kann nicht nur reden, ich muss auch machen.»
Brodowy gehört zu den insgesamt rund 10.000 Frauen und Männern, die bei den evangelischen Kirchenvorstandswahlen in Niedersachsen für die ehrenamtlichen Leitungsposten in rund 2.000 Gemeinden kandidieren. Bis zum Sonntag (10. März) sind landesweit rund 2,6 Millionen Menschen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. In der hannoverschen Marktkirche sind bei der Wahl acht Plätze zu vergeben. Die Kirchenvorstände leiten gemeinsam mit dem Pfarramt die Gemeinden vor Ort und sind etwa für Gebäude, Ländereien, Friedhöfe, Personal und Finanzen zuständig.
Auf die Frage, ob er als Satiriker mehr Humor in die Kirche bringen wolle, sagte Brodowy, vor allem wolle er sich in seiner Gemeinde engagieren. «Aber ich glaube, jede Kirchengemeinde kann ein bisschen mehr Fröhlichkeit gebrauchen.» Die frohe Botschaft und froh sein gehörten zusammen. «Da können wir als Kirche noch viel lernen, weil es manchmal doch sehr ernst zugeht bei uns.» Der Kabarettist gewann unter anderem den Deutschen Kleinkunstpreis 2013 für Chanson und Musik.
Als ein wichtiges Thema für die künftigen Kirchenvorstände nannte Brodowy den Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche: «Das muss dringend aufgearbeitet werden, in beiden Kirchen. Und ich habe die Hoffnung, dass es in der evangelischen Kirche gelingen wird.» Brodowy betonte: «Egal wo Missbrauch stattgefunden hat: Es müssen in erster Linie die Betroffenen reden und nicht andere über die Betroffenen.»
Brodowy ist ausgebildeter Kirchenmusiker und studierte vor seiner Karriere als Künstler katholische Theologie. Im vergangenen Jahr trat er in die evangelische Kirche ein. Sein Wechsel sei das Ergebnis eines längeren Prozesses gewesen, sagte er. Unter anderem habe es ihn gestört, dass Frauen in der katholischen Kirche keine Priesterinnen werden könnten. In Hannover gehört Brodowy zum Herausgeberkreis der Straßenzeitung «Asphalt» und engagiert sich in der Hospizbewegung