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Wilhelmshaven (epd). Die Zahl der Seehunde in der Nordsee ist erheblich zurückgegangen. Insgesamt zählten Expertinnen und Experten in diesem Jahr im Wattenmeer zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark 23.652 Seehunde, wie das Wattenmeer-Sekretariat mit Sitz in Wilhelmshaven am Dienstag mitteilte. Weniger Tiere seien nur vor 2011 gezählt worden. Die Ursache für den Rückgang sei noch unklar.

 

 

 

Im Vergleich zum Vorjahr seien zwölf Prozent weniger Robben erfasst worden, berichtete Kristine Meise vom Wattenmeer-Sekretariat. Bei den Jungtieren habe es sogar einen Rückgang um 22 Prozent gegeben. Die Tiere werden jährlich während der Fortpflanzungszeit im Juni und der Zeit des Fellwechsels im August von Flugzeugen aus gezählt.

 

 

 

Im Juni wurden dabei laut Meise 8.514 Jungtiere im gesamten Wattenmeer gesichtet. Im Jahr zuvor seien es noch 10.903 gewesen. In Niedersachsen und Hamburg sank die Zahl der Jungtiere um 17 Prozent. In Schleswig-Holstein brach sie um ein Viertel ein. Auf der Insel Helgoland wurde nur ein einziges Jungtier gesichtet. Dänemark meldete 18 Prozent weniger Tiere, in den Niederlanden waren es sogar 22 Prozent.

 

 

 

In Niedersachsen und Hamburg sank die Zahl aller Seehunde deutlich auf 4.822. Das seien 42 Prozent weniger als im Vorjahr, hieß es. Dem Hauptautor des Zählberichts, Anders Galatius, zufolge ist nach Jahren des Zuwachses inzwischen möglicherweise eine Grenze erreicht, ab der das Wattenmeer nicht noch mehr Robben ernähren kann. Nach einer gewissen Zeit könnte sich diese Entwicklung auch auf die Zahl der fortpflanzungsfähigen Weibchen auswirken, was wiederum zu weniger Geburten führen könne. «Die diesjährigen Zählungen stehen im Einklang mit einer solchen Entwicklung, liegen aber deutlich unterhalb der Zahlen, die wir in einem solchen Szenario erwarten würden», unterstrich Galatius.

 

 

 

Seehunde sind neben den Kegelrobben die größten Meeresräuber im Wattenmeer. Das Wattenmeer selbst gilt als das größte Gezeitengebiet der Welt, in dem natürliche Prozesse ungestört ablaufen können. Es erstreckt sich über 500 Kilometer entlang der Küsten Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande. Aufgrund seiner weltweit einzigartigen geologischen und ökologischen Werte zeichnete die Unesco 2009 das Wattenmeer als Weltnaturerbe aus.