Hannover (epd). Die Diakonie in Niedersachsen fordert mit Blick auf die Corona-Pandemie eine verpflichtende Impfung für Soziale Berufe. «Es wird höchste Zeit, all jene zu schützen, die sich nicht schützen können oder deren Immunsystem schwach ist», sagte am Donnerstag in Hannover Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke. «Wir fordern eine Impfpflicht für alle, die nah am Menschen arbeiten und bei denen keine medizinischen Gründe dagegensprechen.»
Am Donnerstag hatte sich der Deutsche Ethikrat angesichts der steigenden Corona-Zahlen für eine rasche Prüfung einer berufsbezogenen Impfpflicht ausgesprochen. Beschäftigte, die schwer oder chronisch kranke sowie hochbetagte Menschen versorgen sowie Mitarbeitende des Sozialdienstes, der Alltagsbegleitung oder der Hauswirtschaft «tragen eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen», hieß es in einer Ad-hoc-Stellungnahme des Wissenschaftlergremiums.
Der Ethikrat appellierte an die Bundesregierung, «unverzüglich eine hinreichend differenzierte gesetzliche Regelung für eine berufsbezogene Impfpflicht zu prüfen». Die hannoversche Regionalbischöfin Petra Bahr, die dem Rat angehört, sieht darin die eigentliche Herausforderung. Impfen sei eine moralische Verpflichtung. Eine rechtliche Pflicht sei etwas anderes, unterstrich die evangelische Theologin.
Der Vorstandssprecher der Diakonie, Lenke, sprach von einer berufsethischen Verantwortung. «Es kann nicht sein, dass Menschen, deren Immunabwehr nachlässt oder eingeschränkt ist, in Gefahr gebracht werden.» Auch Kinder, für die es noch keinen Impfstoff gibt, sollten so geschützt werden, «denn über die Erkrankung an Covid-19 liegen noch keine Erfahrungswerte zu Langzeitfolgen oder -schäden vor».
Am Montag hatte sich noch der Vorstandvorsitzende des diakonischen Arbeitgeberverbandes in Niedersachsen (DDN), Hans-Peter Daub, gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte ausgesprochen. In den Heimen würden die Vorschriften penibel eingehalten, so dass für die Bewohner keine Gefahr bestehe.