Hannover (epd). Die Fehlzeiten im Job wegen psychischer Belastungen haben nach Erkenntnissen der KKH stark zugenommen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 mit durchschnittlich 164 Ausfalltagen kamen in den ersten sechs Monaten im Jahr 2023 auf 100 bei der KKH versicherte Erwerbstätige 303 Fehltage aufgrund psychischer Diagnosen, teilte die Krankenkasse am Mittwoch in Hannover mit. Das entspreche einem Anstieg um 85 Prozent.
Die längsten durchschnittlichen Fehlzeiten lassen sich den KKH-Angaben zufolge auf wiederkehrende Depressionen (112 Tage) oder depressive Episoden (71 Tage) zurückführen. Die häufigsten Ursachen für Fehlzeiten seien mit 41 Prozent hingegen akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. Dies zeige, dass Beschäftigte vermehrt «unter ungewöhnlichem Druck, großen Belastungen und Dauerstress stehen», erläuterte die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick.
Besonders betroffen von der Entwicklung seien Beschäftigte im Verkauf sowie in sozialen Berufen wie in der Alten- und Krankenpflege oder in der Kinderbetreuung. Datengrundlage für die Untersuchung war die Zahl der Fehltage mit ärztlichem Attest von allen bei der KKH versicherten Berufstätigen.
Zugleich bestätigte eine von der KKH in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage unter 1.004 Personen, davon 772 Erwerbstätige, das hohe allgemeine Stresslevel. Demnach fühlten sich 90 Prozent der Befragten zumindest gelegentlich gestresst, 60 Prozent gaben an, der Stress habe in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen. Stressfaktoren waren demzufolge hohe Ansprüche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an sich selbst (51 Prozent), ständige Erreichbarkeit durch Smartphone (37 Prozent) und finanzielle Sorgen (24 Prozent).