Hannover/Berlin (epd). Das Verbändebündnis «Soziales Wohnen» rechnet für dieses Jahr mit einem neuen Rekord beim Wohnungsmangel. Mit mehr als 700.000 fehlenden Wohnungen ist nach einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Studie das größte Wohnungsdefizit seit mehr als zwanzig Jahren zu erwarten. Bei Sozialwohnungen und bezahlbaren Mietwohnungen ist der Notstand demnach am größten. Hauptgründe sind den Berechnungen des hannoverschen Pestel-Instituts und des Kieler Bauforschungsinstituts «Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen» zufolge die jüngste, kriegsbedingte Zuwanderung von Ukrainern und der Einbruch beim Wohnungsbau.
Das Bündnis, dem unter anderem der Deutsche Mieterbund, Verbände des Bauwesens und die IG Bauen-Agrar-Umwelt angehören, forderte die Politik auf, ein Sondervermögen «Soziales Wohnen» von 50 Milliarden Euro aufzulegen. Der Bund müsse davon mit zwei Dritteln den Hauptanteil übernehmen. Im vergangenen Jahr seien statt der von der Ampel-Koalition angekündigten 100.000 Sozialwohnungen nur 20.000 fertiggestellt worden, kritisierte das Bündnis.
SPD, Grüne und FDP haben vereinbart, dass pro Jahr 100.000 Sozialwohnungen und insgesamt 400.000 neue Wohnungen gebaut werden sollen. Das Bündnis erklärte, in diesem Jahr gehe es vor allem darum zu verhindern, dass der Sozialwohnungsbau völlig zum Erliegen komme. Von elf Millionen Mieterhaushalten, die einen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, habe nur jeder zehnte Haushalt die Chance, auch eine zu bekommen. Auch bei den bezahlbaren Mietwohnungen nehme das massive Versorgungsdefizit weiter zu.