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Vechta/Münster (epd). Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat sich für eine umfassende Aufarbeitung von sexueller Gewalt und von Machtmissbrauch in der katholischen Kirche ausgesprochen. «Die Auseinandersetzung mit der Missbrauchsthematik und auch der Aufarbeitung dieses so unsäglichen Themas ist nicht abgeschlossen», schreibt Genn in einem am Freitag veröffentlichten Brief an alle 209 Pfarreien der Diözese, dem je ein Exemplar der aktuellen Missbrauchsstudie beiliegt.

 

 

 

Zum Bistum Münster gehört auch der Offizialatsbezirk Oldenburg mit Sitz in Vechta. Dazu gehören acht Dekanate mit 40 Pfarreien und rund 265.000 Katholiken zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Der Bischof forderte die Pfarrer dazu auf, die Publikation vor Ort zugänglich zu machen: «Weisen Sie bitte ausdrücklich in Ihren Veröffentlichungen darauf hin, dass man dieses Gutachten einsehen kann.»

 

 

 

Das Bistum Münster hatte Mitte Juni eine Studie eines unabhängigen Historiker-Teams veröffentlicht, das Missbrauchsfälle zwischen 1945 und 2020 untersucht hatte. In ihrer Studie rechneten die Forscher mit mindestens 600 von sexuellem Missbrauch betroffenen Kindern in der Diözese. Die Opfer seien zwischen zehn und 14 Jahre alt gewesen, ein Viertel von ihnen Mädchen. Die Studie geht von etwa 196 beschuldigten Klerikern aus, die Dunkelziffer liege wahrscheinlich bis zu fünfmal höher, hieß es damals.

 

 

 

Mit dem bistumsweiten Versand der Studie greife der Bischof den Vorschlag eines Betroffenen von sexuellem Missbrauch auf, erklärte das Bistum. «Wir alle sind gefordert, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen», betonte Genn.

 

 

 

Zugleich dankte er allen Pfarreien und Gemeinden, in denen es schon eine Auseinandersetzung mit dem Thema gegeben hat: «Dies muss aber an allen Orten geschehen, denn nur so kann es zusammen mit den verpflichtenden Präventionsschulungen vielleicht gelingen, eine gute Kultur der Achtsamkeit zu schaffen, die Missbrauch verhindern hilft.»