Loccum/Kr. Nienburg (epd). Aus den zurückliegenden Jahren der Corona-Krise lassen sich aus Sicht von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auch Lehren für die gegenwärtigen Krisen ziehen. Zwar seien nicht alle politischen Entscheidungen während der Pandemie ohne Fehl und Tadel gewesen, sagte Weil am Dienstagabend beim ersten Sommerempfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum bei Nienburg. Entscheidend sei aber die Erfahrung, dass sich eine solche Krise mit gesellschaftlichem Zusammenhalt durchstehen lassen.
«Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist mehr als ein Schlagwort», betonte Weil vor rund 120 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche. «Wenn ein Staat handlungsfähig ist und das einsetzt für die Gesellschaft, dann tut das der Gesellschaft gut.» Das sei eine stärkende Botschaft für eine Zeit, in der viele Menschen besorgt und verunsichert seien. Deshalb bestehe kein Anlass, verzagt zu sein.
Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister betonte, dass Gemeinsinn und Solidarität gerade in Niedersachsen großgeschrieben würden. Zugleich seien die Niedersächsinnen und Niedersachsen «fromm und frei», tolerant und gastfreundlich. Immer wieder hätten die Menschen in dem Bundesland zwischen Ems und Elbe bewiesen, dass sie sich für Menschen in Not einsetzten - angefangen bei den «Boat People» aus Vietnam, die Ende der 1970er-Jahre in Niedersachsen ein neue Heimat fanden.
Meister hob hervor, dass Menschen unterschiedlichster Kulturen und Religionen in Niedersachsen selbstverständlich und entspannt zusammenlebten: «Sie alle haben die Geschichte Niedersachsens mitgeschrieben und mitgeprägt».
Ministerpräsident Weil wies auf die zahlreichen Herausforderungen hin, vor denen Niedersachsen und Deutschland gegenwärtig stünden. Als Beispiel nannte er neben dem Krieg in der Ukraine den Klimawandel und eine mögliche neue Corona-Welle im Sommer. «Die Zeit ist aus den Fugen», sagte Weil. «Wir sind umzingelt von Herausforderungen.» Tag für Tag ständen die Deutschen unter dem Eindruck der schrecklichen Bilder aus der Ukraine. «Zum ersten Mal seit ich politisch denken kann, machen wir uns Gedanken über die Sicherheit Deutschlands.»
Mit dem Sommerempfang holte Deutschlands größte Landeskirche den ausgefallenen Epiphanias-Empfangs nach, der Anfang Januar wegen Corona abgesagt werden musste. Vor der Kulisse des frisch renovierten Klosters wurde in «Priors Garten» an Stehtischen an einem lauen Sommerabend unter freiem Himmel statt Butterkuchen Eis serviert und statt Kaffee Sekt gereicht. Das Kloster war in den vergangenen Jahren für rund 35,8 Millionen Euro grundlegend saniert worden und hatte unter anderem eine neue Bibliothek erhalten.