Oldenburg (epd). Baumrinden, feine Maserungen und knotige Verästlungen von Bäumen hatten es dem eigenwilligen Künstler Horst Janssen (1929-1995) schon immer angetan. «Aber nur die von Winterbäumen ohne Laub», sagte die Kuratorin des Oldenburger Horst Janssen Museums, Nina Bochmann, am Donnerstag. «Er liebte Winterbäume ohne Laub, wenn die sperrigen Aststrukturen sichtbar sind.» Belaubte Bäume habe er dagegen als uninteressant empfunden. Am Sonnabend (17. Februar) eröffnet das Haus die neue Sonderausstellung «Knorrig, verschlungen, virtuos. Janssen und das Holz». Sie läuft bis zum 2. Juni.
Erstmals sei Holz als Motiv und Arbeitsmaterial das Hauptthema einer Schau über Janssen, berichtete Bochmann. Holz als Motiv bilde ein essenzielles Element im Werk des Künstlers. Es reiche über seine gesamte Schaffenszeit und gehe weit über das traditionelle Landschaftsbild hinaus. Für die Schau hat das Museum nach eigenen Angaben bis auf zwei Ausnahmen auf den Fundus des Museums zurückgreifen können. Zu sehen sind Arbeiten vom Druck über Fotos bis hin zu Malereien aus den 1940er-Jahren bis in die 1990er-Jahre.
Baumgruppen, Rinde, Stämme, Geäst und Wuchsrichtungen bildeten bei Janssen ein Eigenleben als Landschaften oder Selbstporträts. Als Metamorphose verwandelten sich etwa seine alternden Hände förmlich in knorrige Äste. Gesichtszüge seien kaum von Baumrinden zu unterscheiden. «Man könnte Janssen auch als Baumform-Forscher bezeichnen», sagte Bochmann. Die kantigen und abknickenden Formen fänden sich selbst in seinen Radierungen wieder.
Außerdem habe Janssen Holz als Arbeitsmaterial geliebt. So sei der Holzschnitt das wichtigste grafische Medium seiner frühen Schaffensjahre. Zudem bilde zu Papier verarbeitetes Holz das Material, auf dem er gezeichnet und gedruckt habe, ergänzte Mit-Kuratorin Antje Tietken. Wie ein geschnitzter Holzschnitt zu einer gedruckten Grafik wird, können Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung an einem Holztisch mit Schnitzereien selbst ausprobieren.
Der Herkunftsort des Holzes, der Wald, soll Bochmann zufolge die Grundatmosphäre der Ausstellung schaffen. Von der Decke herabhängende Papierbahnen winden sich dort zu Stammformationen und betonten die Bedeutung von Papier und unterschiedlichen Papierarten als Malgrund für Janssen. Eine Installation seiner Holzdruckstöcke in drei Metern Höhe soll ein Geäst bilden, unter dem Janssens Holzschnitte präsentiert werden.