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Justus hüpft auf seinem Stuhl auf und ab. Einen Bischof hat man nicht alle Tage zu Gast in der Kindertagesstätte. „Tach, Herr Bischof“, ruft er, während er Jan Janssen im Hüpfen die Hand schüttelt.

Dass ein Bischof kein abgehobener Herr ist, vor dem man in Ehrfurcht erstarren muss, ist den Kindern in der Kita der Diakonie im Oldenburger Philosophenweg völlig klar: „Ein Bischof ist ein Pastor“, wissen sie. Anna, die sich neben Jan Janssen in den Stuhlkreis gesetzt hat, strahlt ihn an und ergänzt: „Der Chef!“

Mit einem Pastor haben die Kinder alle schon ihre Erfahrungen gesammelt. Der singt Lieder in der Kirche. „Er vergräbt Leute“, meint Justus. Jan Janssen nickt und erklärt, dass man hier von „beerdigen“ spricht. „Und was passiert mit den ganz kleinen Kindern in der Kirche?“, will der Bischof wissen. „Habt ihr das schon mal erlebt?“ Es dauert ein bisschen, bis die Kindergartenkinder die Gedanken an Tote und Beerdigungen wieder loslassen. Aber dann wissen sie sofort Bescheid. Bei einer Taufe waren viele schon dabei. Auch, dass es eine gute Sache ist, wenn der Pastor Kranke besucht, leuchtet den Kindern gleich ein. „Mein Opa hatte einen Schlaganfall“, vertraut Anna dem Bischof an.

Jan Janssen hat ein Modell einer Kirche mitgebracht, komplett mit Bibel, Taufbecken, Brautpaar und Täufling. Justus hat gleich den Trick heraus, wie man die elektronischen Glocken zum Läuten bringt. Aber wofür sind Glocken eigentlich da? „Damit man weiß, wann das Essen kommt“, vermutet Anna.

Die anderen Kinder erklären ihr, dass die Glocken läuten, bevor der Gottesdienst anfängt. Dass die schwarz gekleideten Figuren die Pastorinnen und Pastoren darstellen, ist allen klar. Und was hat es mit dem Buch mit der goldenen Schrift auf sich? „Das ist das Werkzeug des Pastors“, erklärt Jan Janssen und fragt: „Kennt ihr eine der Geschichten von Jesus, die da drinstehen?“ Die Kinder überlegen. Klar, die Geschichte von der Geburt Jesu. Ein Junge erinnert sich vage: „Da hat einer auf dem Dach gesessen.“

 

Jan Janssen beginnt, die Geschichte von dem Kranken zu erzählen, den seine Freunde auf einer Bahre durch das Dach abgeseilt haben, damit Jesus ihn heilen kann. Plötzlich kann man eine Stecknadel fallen hören. Niemand versucht mehr, die elektronischen Glocken zum Läuten zu bringen. Niemand wühlt in der Schachtel mit Playmobil. „Wollt ihr noch eine Geschichte von Jesus hören?“, fragt Jan Janssen. Die Kinder nicken. Der Bischof erzählt, wie die Jünger die Kinder wegschicken wollten, weil sie dachten, dass sie Jesus stören würden. Aber da kannten sie Jesus schlecht.

Zum Abschied tut der Bischof das, was in den Augen der Kinder typisch für einen Pastor ist: Er bringt ihnen ein neues Lied bei. Justus lässt noch einmal die elektronischen Glocken läuten. Dann winkt er: „Tschüss, Bischof!“


Text: Annedore Beelte / Fotos: Jens Schulze

Playmobil ist langweilig, wenn der Bischof in der Kita ist.
Tag, Herr Bischof: Ein Bischof
ist ein Pastor. Der Chef.
Da hat einer auf dem Dach gesessen.
Wofür sind Glocken eigentlich da?
Damit man weiß, wann das Essen kommt.