„Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr erfahren würdet, dass ihr bespitzelt worden seid?“ Ein Grummeln geht durch die Runde. Die Schülerinnen und Schüler der BBS Varel am Montag, 10. November, und der Oberschule Bookholzberg am Dienstag, 11. November, die am „Projekttag 25 Jahre Mauerfall“ teilnehmen, setzen sich in Vierergruppen zusammen und diskutieren die Frage von Kreispfarrer Bertram Althausen.

Engagiert, bewegt, betroffen formulieren sie: „Wut“, „Angst“, „Ich würde beschämt sein.“ Oder auch: „Ich würde mich verraten fühlen. Wie soll ich dann noch Vertrauen zu anderen fassen?“

Das Gespräch mit Kreispfarrer Althausen aus Delmenhorst ließ keinen unberührt. Seine DDR-Erfahrungen im Café Kontakt als Jugendpfarrer in Brandenburg, seine Ideen im „Neuen Forum“, sein Ringen nach der Wende mit Menschen, die ihn überwacht hatten, lösen Empfindungen aus.

Er hat eine Kopie seiner Stasi-Akte dabei und gibt sie durch die Reihen. Darauf in großen Buchstaben sein Deckname: „Nachfolger“. „Für mich bedeutet das ‚Nachfolger Jesu Christi’“, sagt er, „Das passt doch.“

Zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler im Film „Das Leben der Anderen“ die Unfreiheit eines Überwachungsstaates, aber auch Nischen von Menschlichkeit kennengelernt. In einer Mauerfall-Ausstellung mit Original-Exponaten aus der DDR konnte die jüngste deutsche Geschichte begreifbar werden. Organisator der Projekttage war Schulpfarrer Tessen v. Kameke.

„Ich hätte nie gedacht, dass es so was vor gar nicht langer Zeit hier gab!“, sagten viele Schülerinnen und Schüler hinterher. Aber auch: „Wie gut, dass damals in den Kirchen offen gesprochen wurde.“

Ein Beitrag von Pfarrer Tessen v. Kameke.