Der Erste Weltkrieg gilt als Urkatastrophe der Menschheit. In diesen Tagen, nämlich am 28. Juni, jährt sich der Tag des Ausbruchs zum 100. Mal. Österreich-Ungarn erklärte damals Serbien den Krieg. Anlass war das Attentat von Sarajevo, bei dem der österreichische Thronfolger ermordet wurde. Bis zum Waffenstillstand am 11. November 1918 waren insgesamt 40 Staaten am bis dahin umfassendsten Krieg beteiligt, der rund 17 Millionen Menschenleben forderte.
Zeitnah, nämlich ab Mittwoch, 30. Juli, findet in der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven unter dem Titel Erinnern & Mahnen eine Reihe mit insgesamt 16 Veranstaltungen statt. Den Auftakt macht am Mittwoch, 30. Juli, um 20 Uhr Bischof Jan Janssen. Er beleuchtet unter dem Thema Gott mit uns Kriegspredigten.
Vorträge, besondere Gottesdienste, Theaterworkshops, Führungen, Lesungen, Filme und Diskussionen nähern sich in der Reihe dem schwierigen Thema von verschiedenen Seiten. Die Veranstaltungsreihe entstand in enger Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, weiterhin mit Unterstützung durch das niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und das Unternehmen Quersumme. Für die Veranstaltungen wurden verschiedene Kooperationspartner gefunden, unter anderem das Marinemuseum und die Landesbühne Nord.
Die Wilhelmshavener Christus- und Garnisonkirche hat eine denkwürdige Geschichte. Als der Erste Weltkrieg 1918 endete, dauerte es nicht lange und die Kirche wurde zu einer Kriegskirche, wie Pastor Frank Morgenstern formuliert. Flaggen seien hierher gebracht und ein Ehrenmal zum Heldengedenken eingerichtet worden, ergänzt Pastor Bernhard Busemann.
Die Kirche, früher als Elisabethkirche geweiht, sei von der damaligen Gemeinde zu einem regelrechten Kriegsmuseum und zur Marinegedächtniskirche umfunktioniert worden. Treibende Kräfte waren hier die Pastoren Ronneberger und Müller, es gab aber wohl auch wenig Widerstände aus der Gemeinde. Schlussendlich wurde 1926 sogar ein Bildertausch vorgenommen. Das ursprüngliche Altarbild, das Jesus im sogenannten Nazarenerstil zeigt, wurde abgenommen und durch das Bild Durchs Kreuz zum Licht ersetzt, das Bezug zur Skagerrak-Schlacht hat, bei der mehr als 8.000 Marineangehörige ums Leben kamen.
Weil die Christus- und Garnisonkirche in dieser besonderen Weise mit dem Ersten Weltkrieg verbunden ist, hat sich die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg entschieden, hier den Schwerpunktort ihrer Veranstaltungen im Gedenken an diesen Krieg zu setzen. Vom 30. Juli bis zum 4. April gibt es in loser Folge 16 Veranstaltungen, die sich bewusst an ein sehr unterschiedliches Publikum richten. Wir wollen möglichst alle erreichen, die jugendlichen Kreativen genauso wie die älteren Fakteninteressierten, sagt Frank Morgenstern. Bischof Jan Janssen ist Schirmherr der Reihe.
Den Auftakt macht wie gesagt Bischof Janssen selber. In einem theologischen Beitrag beschäftigt er sich mit verschiedenen Kriegspredigten. Für viele Soldaten war der Krieg anfangs ein herrliches Abenteuer, die Konsequenzen wurden völlig unterschätzt. Jeder dachte, das wäre eine Sache von Tagen, höchstens Wochen und als man im Sommer in den Krieg zog, glaubten noch alle, zu Weihnachten sei man längst wieder zu Hause. Auch in Predigten wurde diese Ansicht genährt. Bischof Janssen wirft einen kritischen Blick darauf.
Nach der Sommerpause geht es (bewusst) am Freitag, 3. Oktober, weiter mit einer Diskussion zur Kultur des Gedenkens. Denn immer mehr Gedenkveranstaltungen fänden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, sagen Busemann und Morgenstern. Grund dafür sei ganz einfach das mangelnde Interesse.
Hier diskutieren unter anderem Kreispfarrer Christian Scheuer, Dr. Stephan Huck, Leiter des Marinemuseums, Pastor Frank Morgenstern und andere. Über die weiteren Veranstaltungen werden wir zeitnah berichten, Informationen auch unter www.christusnews.de
Ein Beitrag von Annette Kellin.