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Zur Unterstützung der Trauerarbeit der Ev. Familien-Bildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven stellt der Rotary-Club Varel-Friesland 2.000 Euro zur Verfügung. Rotary-Präsident Dr. Armin Kloss hat die Spende jetzt im Ev. Gemeindehaus „Die Arche“ in Varel-Büppel an den Leiter der Ev. Familien-Bildungsstätte, Rüdiger Schaarschmidt, überreicht. Anlass war die Ankündigung eines neuen Angebots zur Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche, die Anfang Mai im Ev. Gemeindhaus Obenstrohe beginnt und von der Vareler Krankenhauspastorin Ulrike Fendler geleitet wird.
Ulrike Fendler macht in ihrer Arbeit als Seelsorgerin in den Friesland-Kliniken in Sanderbusch immer wieder die Erfahrung, wie unsicher Erwachsene sind, wenn es um die Einbeziehung von Kindern in die Beleitung von Kranken und Sterbenden geht: „Viele Kinder haben gar keine Gelegenheit, von ihren geliebten Menschen Abschied zu nehmen.“ Dabei ist gerade der Tod eines geliebten Menschen im Leben von Kindern ebenso wie und Erwachsenen eines der nachhaltigsten und prägendsten Ereignisse. Der Verlust stellt die eigene Weltsicht auf den Kopf, kostet Zeit und Kraft, weil er jeden Menschen mit den eigenen Grenzen konfrontiert. Eine Gruppe mit fachlicher Begleitung kann dabei entlastend und hilfreich sein.
Rotary-Präsident Dr. Armin Kloss betonte, wie wichtig ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit Sterben und Tod sei: „Hier ist die Kirche und ihre Einrichtungen eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in Verlustsituationen: „Wir Rotarier sind sehr froh, hier helfen zu können.“
Erwachsene denken häufig, sie könnten ihren Kindern den Schmerz und die Schwere des Todes ersparen, indem sie den Fragen der Kinder ausweichen. Dadurch stehen Kinder ihren Gefühlen oft hilflos gegenüber und können die Emotionen und Erfahrungen nur schwer einordnen und  verarbeiten. „Ihre Chancen, mit diesen Erfahrungen gut weiter leben zu können, hängen stark von der Begleitung im Trauerprozess ab. Für sie ist es deshalb wichtig, offen über ihre Gefühle und Eindrücke sprechen zu können und von Erwachsenen ehrliche Antworten auf ihre Fragen zu bekommen“, weiß Rüdiger Schaarschmidt, Leiter der Ev. Familien-Bildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven. „Die Kinder fühlen sich oft mit ihren Gefühlen alleine gelassen, weil die Erwachsenen mit sich und ihren eigenen Gefühlen beschäftigt sind.“ Außerdem wollen sie „ihren Eltern nicht noch zusätzlich Kummer bereiten“. Die Erfahrungen in der Familien-Bildungsstätte zeigen, dass Kinder und Jugendliche den Kontakt zu gleichaltrigen Betroffenen als sehr positiv empfinden. In einer Gruppe erfahren sie Solidarität und Gemeinschaft und können sich altergemäß mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinander setzen.
„Sternenkind – Eltern“, unter diesem Titel treffen sich in der Familien-Bildungsstätte regelmäßig Eltern, die ihr Kind während der Schwangerschaft oder in den ersten Lebensmonaten verloren haben. Dieser schmerzhafte Abbruch eines Anfangs sitzt ganz besonders tief, und der Schmerz frisst sich oft fest und lähmt den gesamten Alltag der Betroffenen. Zugleich reagiert ihre Umwelt mit Unverständnis, Abwehr oder billigen Vertröstungen. Nicht selten sind diese jungen „frühverwaisten Eltern“  nach kurzer Zeit von ihren bisherigen sozialen Bezügen abgeschnitten. Die Gruppe wird begleitet vom Wilhelmshavener Krankenhauspastor Bernd Mehler.

Daneben treffen sich in der Familien-Bildungsstätte unter Leitung des Schortenser Pastors Axel Kullik die „verwaisten Eltern“, eine Trauergruppe für Mütter und Väter, deren Kind gestorben ist. Für diese Eltern liegt der Tod ihres Kindes oft schon viele Jahre zurück. Dennoch ist dieser Verlust eine Wunde, die auch nach Jahren immer wieder aufreißt. Selbst Ehepartner können manchmal kaum miteinander sprechen und geraten in eine schwere Krise.  Eine weitere Gruppe Trauergruppe für Eltern ist in Hooksiel im Aufbau.

Zu diesen Gruppen kommt ab Anfang Mai ein neues Angebot für Kinder und Jugendliche hinzu. Unter der Leitung von Pastorin Ulrike Fendler treffen sich dann jeweils am ersten und dritten Dienstag im Monat Kinder und Jugendliche ab etwa 8 Jahren, die einen Familienangehörigen, einen Freund oder eine Freundin verloren haben und in der Geborgenheit einer Gemeinschaft diese Erfahrungen verarbeiten wollen. „Manchmal tut es gut, einen Ort zu haben, der anders ist, als das alltägliche Umfeld, wo junge Menschen andere, ebenfalls vom Tod eines geliebten Menschen  betroffene Kinder treffen können und neue Erfahrungen möglich sind,“ sagt Ulrike Fendler dazu. In der Gruppe können Geschichten erzählt, Bilder gemalt und mit weiteren Ausdrucksmöglichkeiten gearbeitet werden, um mit dem Verlust leben zu lernen. Die Anmeldung für die Gruppe ist zunächst ohne Altersbegrenzung möglich, bei Bedarf werden zwei altersdifferenzierte Gruppen eingerichtet. Die Treffen beginnen jeweils um 16 Uhr im Ev. Gemeindehaus im Riesweg 30 im Vareler Stadtteil Obenstrohe.

Auch die anderen Trauergruppen sind jederzeit offen für neue Mitglieder. Die Gruppe „Sternenkind – Eltern“ für frühverwaiste Eltern trifft sich jeweils am dritten Mittwoch im Monat um 20 Uhr in der Ev. Familien-Bildungsstätte in der Feldmark 56 im Wilhelmshavener Stadtteil Wiesenhof, die Gruppe der Trauenden Eltern kommt hier an jedem dritten Dienstag im Monat um 20 Uhr zusammen. Die Teilnahme an allen diesen Angeboten ist kostenlos. Information und Anmeldung für alle Angebote zur Trauerbegleitung bei der Ev. Familien-Bildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven unter (04421) 32016.

Rotary-Präsident Dr. Armin Kloss (Mitte) überreicht dem Leiter der Ev. Familien-Bildungsstätte, Rüdiger Schaarschmidt, einen Scheck über 2.000 €. Rechts die Vareler Krankenhauspastorin Ulrike Fendler, die ab Mai mit einem Angebot zur Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche in Varel-Obenstrohe beginnt.