Inhalt
 
 
 
Vorwort
 

Liebe Leserin, lieber Leser,
Karin Kaschlun nimmt in ihrer Andacht den stetigen Wandel in den Blick und stellt fest, dass er lebendig hält. Damit stimmt sie – etwas um die Ecke gedacht – in das Jahresthema der Newsletter dieses Jahres ein.
Wir werden versuchen, die verschiedenen Facetten von „Sozialraumorientierung“ in unseren Newsletter zu beleuchten.
Unserer Ansicht nach passt das gut für die neugewählten Gemeindekirchenräte, die Mitte des Jahres ihre Arbeit aufnehmen werden.
Angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen und der damit einhergehenden Veränderungen nicht in Resignation zu fallen, ist – nach meiner Auffassung – einer der großen Herausforderungen. Da kann es helfen, den Blick auf die Ränder und darüber hinaus zu richten. Nicht nur zu sagen: „Wir bieten doch so viel an und trotzdem kommt niemand.“, sondern danach zu fragen, wie die Interessen der Menschen gelagert sind.
Mir hat vor allem eine Bemerkung meiner ältesten Tochter zu denken gegeben, die mir ins Stammbuch schrieb, dass sich die Kirchengemeinde für Menschen ihres Alters (sie ist Mitte 20) gar nicht interessieren. Außer sie tauchen als Teamer*innen auf. Sie sind dann erst als Eltern von nicht getauften Kindern oder von Konfirmand*innen wieder im Blick und dann, wenn sie eventuell in den Seniorenkreis gehen.
Wenn ich das ernst nehme, dann gibt es noch einiges zu tun und hoffentlich zu entdecken.
Vielleicht mögen Sie / mögt Ihr euch an dieser Suche beteiligen oder es gibt bereits Ideen. Daran sind wir sehr interessiert.
Herzlich Barbara Bockentin und das
Team aus der Gemeindeberatung
 

 
 
Ritschies Reste ... Gedanken aus dem off
 
 
 
Stetiger Wandel
 

Beim kulturellen Abend der Skifahrgruppe in Norwegen steigen sie alle bei einem Lied ein: „Heute hier, morgen dort“. Der grösste Teil der sehr gemischten Gruppe kennt den Text, weiss, wann Hannes Wader laut und fröhlich, wann melancholisch und nachdenklich singt und findet sich in die verschiedenen Stimmungen ein. Zur Gitarre. So wie damals. Ob bei allen, die mit mir da im Keller des Skihotels zusammensitzen, Erinnerungsflashs hochploppen? Mit wem ich es mal gegrölt habe. Oder eher nachdenklich deklamiert, ja, geseufzt. Situationen, Weggabelungen, Abschiede wurden mit diesem Lied begleitet.
Veränderungen gab es viele, ja, auch in Deiner Lebenszeit. Wandel ist das Kontinuum, das Normale. „….weil nichts bleibt, weil nichts bleibt, wie es war.“ Auf der DACH-Tagung der Gemeindeberatung gehörte der 1. Nachmittag Andreas Rauhut. Wandel und Veränderung war auch sein Thema. Zuerst beschrieb er die Erschöpfung, die er überall beobachtet und diagnostiziert. Auf allen Ebenen geschehen Veränderungen!, manchmal zu schnell für die einzelne Person, die nur hinterher hechelt, sich abgehängt erlebt, unter Diversifizierungsdruck fühlt und – wenn es denn zu viel wird – in Verweigerung, in Krankheit, ja, auch in Verleugnung flüchtet. Oder sich Weltbilder zimmert, die alles vereinfachen, die das Früher (wann gab es diesen gekleisterten Zustand eigentlich einmal?) glorifizieren und sich wie eine Sekte zur Welterlösung berufen fühlt. 
Wandel ist doch eigentlich etwas Wunderbares! Ich möchte nicht festgeschrieben sein auf das, was – ich – mal war. Ich freue mich an Offenheit, an Neu-Entdeckungen, an Überraschungen, die in dieser Welt möglich sind. Wenn alles so bliebe, würde ich mit Bert Brechts Herrn K. gelangweilt, verlegen und entsetzt sagen: „ Oh!“. Und dann erbleichen.
Wie  lebendig ich mich fühle, wenn Neues zu entdecken ist, wenn ich in Bewegung bleibe, wenn ich nicht zu heimisch werde. Wenn die Neugierde noch Lust auf die Bekanntschaft mit neuen Menschen und Gremien macht. Wenn Probleme sich als gestaltbar erweisen und Schritt für Schritt sich der grosse Knoten, der unüberwindbar Scheinende, sich ent-wickelt, kleiner, detaillierter und lösbarer wird. Wenn ich mit dem „Denk-doch-mal-von-2035-aus-Blick“ einübe, der Gegenwart und ihrer Erschöpfung die Macht zu nehmen. Karin Kaschlun, Pastorin i. R., Gemeindeberater*in in der ELKiO
 

 
 
Vom Sozialraum zur Sozialraumorientierung
 

Vom Sozialraum zur Sozialraumorientierung

„Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er uns gleichsam entgegen. Wir aber sind oft blind.“ So schrieb es Pater Alfred Delp am 17.11.1944 auf einem Kassiber, mit gefesselten Händen in seiner Zelle in Berlin-Tegel.
Damit sind wir auf eine interessante Spur gesetzt. Die Kirchengemeinde, der kirchliche Arbeitsbereich, in der oder in dem ich mich befinde, wird entgrenzt. Es gilt, die Welt zu erkunden und zu entdecken. Mit offenem Blick und einer Haltung, die nicht zuerst danach fragt, wo denn die Menschen sind, denen wir Angebote machen wollen. Eine Haltung, die Beteiligung möglich macht und sich dafür interessiert, was die Menschen in unserem Dorf, in unserer Stadt, in unserem Quartier wollen.
Der Sozialraum ist zunächst einmal der Raum, den ich kenne, in dem ich mich auskenne, in dem ich über Beziehungen verfüge, in dem es Probleme gibt, beziehungsweise geben kann.
Es ist der Raum, in dem ich konkret meinen Alltag bewältigen muss. Damit ist er eine subjektive Kategorie, die sich aus den sozialen Beziehungen und Netzwerken eines Menschen ergibt und keine absolute Kategorie. Er fokussiert auf lebensweltliche Nutzungsweise und Nutzungsbeziehungen. Er ist Ort der Teilhabe und ein Gewebe aus sozialen Praktiken.
Sozialraumerkundung ist nicht Sozialraumorientierung, sondern bestenfalls führt sie zur Sozialraumorientierung. Hier geht es zunächst einmal um das Interesse der kirchlichen Akteure. Da spielen beispielsweise statistische Erhebungen (wie: Altersstrukturen, Bevölkerungsverteilung in bestimmten Quartieren, wie viele Nicht-Kirchenmitglieder gibt es bei uns) und die anderen Player am Ort eine Rolle. Auch weiche Fakten interessieren: der Verlauf von verkehrsreichen Straßen, Bahnlinien oder Flüssen. Die Möglichkeit, Daten zu sammeln, ist groß. Diese Vorgehensweise führt dann eventuell zu Aktionen, wie Anschreiben an Jubilare oder Jugendliche, um sie zum Konfirmandenunterricht einzuladen. Oder bestimmte Angebote in Absprache mit anderen Akteuren des Sozialraumes zu treffen.
Sozialraumorientierung zielt auf die Beteiligung von Menschen und die fachübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Playern. Zuhören ist das oberste Gebot. Menschen absichtslos begegnen. Ohne sofort daran zu denken, wie sie als Mitglieder oder Ehrenamtliche gewonnen werden können. Hier geht es um Empowerment. Die Kirche ist dabei eine von vielen Akteur*innen. Die Menschen im Sozialraum werden dabei fit gemacht, ihre Interessen und Bedürfnisse zu formulieren und umzusetzen. Vernetzung findet statt, mit und unter den Beteiligten. Zusammenarbeit geschieht auf Augenhöhe.
Ich verstehe es so, dass Sozialraumorientierung eine Chance ist zu entdecken, dass Gott in der Welt ist und nicht erst durch die Kirche in die Welt kommt. „Ist das kirchlich?“ oder „Was hat das eigentlich mit Kirche zu tun?“ – diese Fragen erübrigen sich dann ganz von allein.
© Barbara Bockentin
 

 
 
GOTT.VOLL-Kartenset
 

Unterwegs mit dem GOTT.VOLL- Kartenset
„40 Tage lang aufmerksam durch den Alltag“ gehen. Dazu leitet dieses Kartenset mit überraschenden Fragestellungen an. Das kann allein oder zu mehreren passieren.
Eine Idee für den Gemeindekirchenrat, sich einmal so mit dem Ort, in dem sich die Gemeinde befindet, zu beschäftigen. Neues entdecken, Orte und Menschen mit anderen Augen sehen – das können Ergebnisse des Weges sein.
Weiteres über den Umgang mit den Karten ist unter gott.voll-Wahrnehmungskarten | Fresh X-Netzwerk (freshexpressions.de) zu finden.

 

 
 
Hinweise zu kommenden Veranstaltungen
 

Wir weisen auf folgende Veranstaltungen hin:
Gewaltfreie Kommunikation, Einführungskurse, Ehrlich und effektiv miteinander kommunizieren - Mehr Frieden leben – Einführung in die gewaltfreie Kommunikation (GfK) nach Marshall B. Rosenberg
Termine an drei Samstagen im Jahr (je 5,5 Zeitstunden), Termine: Samstag, 08.06.2024; 24.08.2024; 26.10.2024, jeweils von 09.30 – 16 Uhr. Die Teilnahme an allen drei Tagen ist erwünscht. Am ersten Seminartag werden die Grundlagen behandelt. Leitung: Ingrid Grossmann

Für den 21. September und den 02. November 20024 sind zwei Veranstaltungen für Kirchenälteste geplant. Die Veranstaltungen finden in Oldenburg (OKR) und Rastede (HVHS) statt. Die Leitung der Veranstaltungen haben Barbara Bockentin und Andreas Zuch.

Nähere Informationen werden zeitnah bekannt gegeben.